00:00:00: Das Loslassen auf geistig emotionaler Ebene fällt uns oft besonders schwer.
00:00:05: Da gibt es eingefahrene Denkweisen, Verhaltensmuster und alte Überzeugung, die uns dabei oft im
00:00:11: Weg stehen, wenn wir uns verändern wollen oder das Leben uns dazu auffordert.
00:00:16: Im Yoga geht es auch immer um inneres Wachstum und die Bereitschaft zur Veränderung.
00:00:23: Unsere Seele will wachsen, sie will erfahren.
00:00:26: Doch um dies zu ermöglichen und Neues zu entdecken, dürfen wir alte, vertraute Pfade verlassen.
00:00:34: Das Thema der heutigen Podcastfolge ist also Muster erkennen und durchbrechen.
00:00:40: Alte Gewohnheiten und Denkmuster loslassen, um neue Wege zu gehen.
00:00:45: Wenn es dich interessiert, bleibt gerne dran.
00:00:47: Hallo und herzlich willkommen zu unserer fünften Folge in unserem aktuellen Kurs bzw. hier
00:01:09: in unserer aktuellen Staffel "Die Kunst des Loslassens".
00:01:13: Ich bin halt so.
00:01:17: Kennst du diese Aussage aus deinem Umfeld von jemandem, der dir nachsteht oder benutzt
00:01:23: du sie vielleicht sogar gelegentlich selbst?
00:01:25: Ich bin halt so, sagt aus, ich gehe mein Weg so, wie ich ihn immer gegangen bin und
00:01:32: daran werde ich auch nichts ändern.
00:01:35: Es erinnert vielleicht auch an ein Bild.
00:01:37: Ein Vogel in einem Käfig.
00:01:39: Der Käfig ist offen und doch der Vogel fliegt nicht hinaus, weil das, was draußen ist,
00:01:45: ihm unbekannt ist.
00:01:47: An dieser Stelle ein herzlichen Dank an meine Teilnehmerin Anche, die in der letzten Kursstunde
00:01:53: uns und der Gruppe und uns allen dieses inspirierende Bild während unseres Live-Kurses gegeben
00:02:00: hat und mitgeteilt hat, was sie das gesehen hat.
00:02:02: Vielen Dank.
00:02:03: Und dieses Bild hatte mich wiederum an eine andere Geschichte erinnert.
00:02:07: Die Geschichte mit dem Elefanten im Zirkus, die du vielleicht auch kennst.
00:02:11: Ein kleiner, junger Elefant war mit einer schweren Kette an einem Holzflock gebunden,
00:02:18: damit er nicht wegläuft.
00:02:19: Viele Jahre später ist er ein großer und kräftiger erwachsener Elefant und er könnte sich dann
00:02:25: problemlos von dieser Kette und dem Holzflock lösen.
00:02:29: Doch er versucht es gar nicht erst, denn die Überzeugung, dass es ja unmöglich ist,
00:02:35: hat sich ganz tief in ihm festgesetzt.
00:02:37: Etwas anders ist es, wenn wir uns an vergangene Erfahrungen festhalten.
00:02:44: Also Erlebnisse aus unserer Kindheit oder Jugend, die uns geprägt haben.
00:02:49: Da tragen wir also ein ganz schweres Gepäck immer noch mit uns herum, obwohl wir längst
00:02:55: erwachsen sind.
00:02:56: Und vielleicht glauben wir, wir können es ja nicht ungeschehen machen.
00:03:00: Wir haben nun mal diese vielleicht schlimmen oder unschönen Dinge erlebt.
00:03:05: Also die Aussagen, dass es mir passiert und deswegen bin ich so, wie ich bin.
00:03:10: Doch stimmt das eigentlich wirklich?
00:03:13: Können wir uns davon wirklich gar nicht befreien und lösen?
00:03:18: Und auch jetzt so gibt es wieder eine schöne Geschichte.
00:03:22: Du weißt, ich liebe Geschichten und ich liebe sehr diese Meister- und Schülergeschichten.
00:03:28: Also, ein Schüler kam zu seinem Meister und fragte, wie kann ich mich von dem lösen, was
00:03:35: mich an die Vergangenheit heftet?
00:03:37: Der Meister stand auf, ging zu einem Baumstumpf, umklammerte ihn und klagte, was kann ich tun,
00:03:44: damit dieser Baum mich loslässt?
00:03:46: Er diese Meister- und Schülergeschichten bringen oft so einfach und prägnant auf den Punkt,
00:03:52: worum es eigentlich bei einem bestimmten Thema wirklich geht.
00:03:55: Und in dieser Geschichte zeigt der Meister ja auf ziemlich eindrucksvolle Weise, dass
00:04:02: gar nicht die Vergangenheit das Problem ist, die sich an uns festhält, sondern dass wir
00:04:08: es sind, die uns daran klammern.
00:04:10: Der Baumstumpf in dieser Geschichte steht sinnbildlich für unsere Vergangenheit, vielleicht
00:04:18: aber auch für unsere Erfahrungen und Erlebnisse generell und sogar auch vielleicht für Gewohnheiten,
00:04:28: Denkweisen, Verhaltensweisen und Glaubenssätze, die sich tief in uns verankert haben.
00:04:35: Ich stelle mir das vor, wie so alte, abgetretende Pfade, die wir immer und immer und immer
00:04:42: wieder gehen.
00:04:43: Ich mag dieses Bild, dass wir auf einer Lebensreise sind, also auf einer riesigen Reise, in der
00:04:50: wir viel erleben können.
00:04:52: Doch wenn wir in unserem Leben auf dieser Lebensreise vielleicht auch mal neue Wege gehen wollen,
00:05:00: heißt das, also dass wir diese abgetretenden Pfade verlassen dürfen.
00:05:04: Wir dürfen den Blick wenden und auch mal eine neue Richtung einschlagen, als die, die wir
00:05:10: gewohnt sind.
00:05:11: Denn bleiben wir auf diesen gewohnten Pfaden, sehen wir ja auch immer dieselbe Landschaft.
00:05:16: Da gibt es passend dazu ein sehr bekanntes Zitat von Albert Einstein.
00:05:22: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse
00:05:30: zu erwarten.
00:05:31: Ja und das kennst du vielleicht von dir oder von Menschen in deinem Umfeld, dass wir vielleicht
00:05:38: Veränderungen wollen, etwas anderes anstreben, aber überhaupt nicht bereit sind dafür auch
00:05:45: Dinge mal anders zu tun oder sie zu sehen, sie anders anzugehen oder ja in der Tat einfach
00:05:51: auch mal etwas loszulassen.
00:05:54: Im Yoga wird dieses Festhalten übrigens als eine Ursache für Leid beschrieben, also für
00:06:02: Leiden.
00:06:03: Vielleicht erinnerst du dich noch an die Kläschers, die fünf Ursachen für Leid aus der Yoga-Philosophie
00:06:09: des Patanjali.
00:06:10: Ich habe darüber auch schon mal eine Folge gemacht und die verlinke ich dir gerne noch
00:06:14: mal hier in den Show-Notes.
00:06:16: Das fünfte Kläscher, also die fünfte Ursache für Leid, heißt dort Abhinivecha, die Angst
00:06:26: vor dem Loslassen.
00:06:27: Im weitesten Sinne wird es oft als die Angst vor dem Tod gedeutet oder interpretiert, aber
00:06:36: es geht auch um die Angst vor Veränderungen und dem Loslassen von eigentlich allem, was
00:06:43: sonst vertraut ist, sei es nun das Leben selbst, aber auch materielle Dinge oder halt unsere
00:06:50: Gewohnheiten und Denk- und Verhaltensmuster.
00:06:53: Das Leben selbst bereitet uns immer wieder auch auf das Loslassen vor, ob wir das nun
00:07:01: wollen oder nicht.
00:07:02: Das Leben schenkt uns Gelegenheiten, in denen wir lernen dürfen, loszulassen.
00:07:09: In einer ganz harten Lektion lernen wir es dann zum Beispiel, wenn wir einen Job verlieren,
00:07:15: an dem wir vielleicht sehr gehangen haben, aber auch eine Beziehung endet, dass sehr
00:07:21: schmerzhaft ist oder halt auch, wenn wir unsere geliebten Tiere oder halt auch nahestehenden
00:07:28: geliebte Menschen verlieren.
00:07:29: Und solche Erlebnisse sind absolut schmerzhaft und sie bringen viel Leid und Kummer.
00:07:36: Und doch sind sie halt ein Teil unseres Lebens, die wir nicht vermeiden können.
00:07:41: Das Loslassen ist in unserem Leben unumgänglich und denn spätestens, wenn wir selbst auf dem
00:07:49: Sterbebett liegen, also da können wir noch so sehr um das Leben kämpfen.
00:07:54: Früher oder später werden wir loslassen müssen.
00:07:57: Und wir können den Schmerz nicht umgehen, den das Loslassen mit sich bringt.
00:08:03: Und so dürfen wir in unserem Leben auch immer wieder das Loslassen lernen.
00:08:08: Wir müssen also nicht unbedingt warten, bis uns das Leben dazu herausfordert oder wir
00:08:13: dem Loslassen vielleicht mit einem sehr großen Schrecken begegnen.
00:08:17: Sondern wir können lernen, Dinge in unserem Leben ganz bewusst loszulassen.
00:08:23: Und in materiellen Dingen oder mit materiellen Dingen fällt uns das mehr oder weniger schwer.
00:08:31: Je nachdem, wie groß die Dinge sind, ein Haus zu verkaufen fällt vielleicht schwerer,
00:08:36: als jetzt nur irgendeine Schublad aufzuräumen.
00:08:38: Aber viel schwerer ist es da noch bei den Dingen in uns.
00:08:45: Also die Verhaltensmuster, die Denkweisen, die Gewohnheiten loszulassen.
00:08:50: Und warum sollten wir sie loslassen vielleicht, weil sie uns nicht mehr dienlich sind, weil
00:08:56: sie uns nicht voranbringen auf unserem ganz eigenen Weg oder uns vielleicht sogar im
00:09:02: Weg stehen auf unserer Lebensreise.
00:09:05: Und das Loslassen fällt schwer.
00:09:08: Gerade wenn wir an Dingen festklammern oder auch an Dingen hängen und vielleicht sogar
00:09:15: trotzdem wissen, dass uns loslassen vielleicht sogar von etwas befreien wird.
00:09:20: Und trotzdem fällt es uns schwer.
00:09:22: Und warum ist das so?
00:09:24: Und dafür sind wir wieder bei der Geschichte mit dem Baumstumpf.
00:09:28: Das ist ein ganz tolles Bild, um sich das nochmal wirklich so vor Augen zu führen, warum
00:09:33: uns das Loslassen so schwer fällt.
00:09:35: Denn stellen wir uns noch einmal diesen Schüler vor, wie er ein Baumstumpf festhält, also
00:09:42: so wie der Meister es demonstriert hat.
00:09:44: Was würde denn jetzt passieren, wenn er diesen plötzlich loslassen würde?
00:09:50: Es würde sicherlich ein Gefühl von großer Unsicherheit aufkommen.
00:09:55: Denn plötzlich stünde er ja ganz alleine da, also ohne das Vertraute.
00:10:00: Und die ganze Welt würde auf einmal vielleicht ganz instabil werden und vielleicht sogar bedrohlich
00:10:07: wirken.
00:10:08: Wir verlieren also den Halt, also das, woran wir uns die ganze Zeit festgehalten haben,
00:10:14: ist plötzlich nicht mehr da und wir stehen frei.
00:10:17: Klar, das kann auch befreiend sein.
00:10:22: Und irgendwann wird sich vielleicht sogar generell ein Gefühl von Freiheit und Befreiung
00:10:27: einstellen.
00:10:28: Aber erstmal kann es sein, dass wir taumeln, dass wir das Gefühl haben den Boden unter
00:10:35: den Füßen zu verlieren.
00:10:36: Also es geht darum, unsere Sicherheit zu verlieren.
00:10:41: Dieses Gefühl von Sicherheit, was wir hatten, als wir uns festgehalten haben, an etwas.
00:10:50: Und weiter gibt uns festhalten auch ein Gefühl von Geborgenheit.
00:10:56: Also ohne das, woran wir uns immer angelehnt haben, stehen wir vielleicht ja dann auch
00:11:01: plötzlich ganz schutzlos da.
00:11:04: Wir fühlen uns vielleicht sogar nackt im weitesten Sinne.
00:11:08: Vielleicht können uns die anderen jetzt ja so sehen, wie wir wirklich sind.
00:11:12: Ohne das, woran wir uns bisher festgehalten haben und möglicherweise entsteht in diesem
00:11:18: Moment auch Scham oder ein Gefühl von Schutzlosigkeit.
00:11:23: Wenn die Maske, jetzt sinnbildliche neues Bild, nicht mehr getragen wird.
00:11:31: Und natürlich macht das eine Scheißangst.
00:11:36: Also Unsicherheit, Schutzlosigkeit, Scham, Instabilität.
00:11:42: Alter, es fühlt sich nicht gut an.
00:11:45: Und natürlich versuchen wir das immer wieder in unserem Leben zu vermeiden.
00:11:50: Und hinzu kommt dann noch die Sorgen.
00:11:54: Was passiert denn jetzt?
00:11:57: Und viele suchen sich dann vielleicht gleich den nächsten Baum, wo sie sich wieder festhalten
00:12:01: können.
00:12:02: Also es wird ein Ersatz gesucht.
00:12:03: Das kann natürlich eine Lösung sein für unser System, um wieder in Sicherheit zu kommen
00:12:09: und Geborgenheit, ist aber vielleicht nicht immer die beste Wahl.
00:12:13: Und dazu werde ich dir zum Ende hin auch noch eine persönliche Geschichte erzählen.
00:12:18: Und das löst große Ängste aus.
00:12:22: Ängste und Sorgen, ihr Größer der Baum, an dem wir uns festhalten, desto größer ist
00:12:28: auch die Angst, ihn loszulassen.
00:12:30: Die Angst vor dem Unbekannten hält uns also davon ab, loszulassen.
00:12:34: Wir wissen nicht, was kommt.
00:12:36: Wir wissen nicht, ob wir neuen Baum finden, wenn wir ihn denn suchen.
00:12:41: Die Frage ist ja, ob wir ihn überhaupt brauchen.
00:12:43: Und noch ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Kontrollverlust.
00:12:50: Festhalten an etwas vermittelt uns auch das Gefühl von Kontrolle, wir haben etwas im
00:12:57: Griff.
00:12:58: Und loslassen bedeutet jedoch diese Kontrolle aufzugeben.
00:13:03: Nicht nur den Griff einfach mal ein bisschen zu lockern, sondern etwas wirklich loszulassen
00:13:07: und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben, ohne zu wissen, was passieren wird.
00:13:11: Kontrolle aufzugeben war vielleicht mal in unserem Leben eine riesige Gefahr.
00:13:19: Und wir haben gelernt, immer die Kontrolle zu behalten, ebenfalls weil es uns in der
00:13:25: Vergangenheit möglicherweise sogar das Leben gerettet hat.
00:13:29: Also zusammengefasst, warum halten wir fest, beziehungsweise warum fällt uns das loslassen
00:13:36: so schwer, weil es uns Sicherheit und Geborgenheit gibt.
00:13:41: Und das Vertraute schützt uns vor der Angst vor dem Unbekannten.
00:13:46: Vielleicht hast aber auch du in deinem Leben schon erfahren dürfen, dass Sicherheit eine
00:13:54: Illusion ist und dass wir nichts, aber auch wirklich gar nichts kontrollieren können,
00:13:59: auch wenn wir es noch so sehr versuchen und uns an Dinge, Menschen, Beziehungen, was auch
00:14:05: immer festhalten.
00:14:06: Und ich persönlich habe das in den letzten Jahren mehrere Male schmerzhaft erfahren müssen,
00:14:15: dass wir eben nichts unter Kontrolle haben.
00:14:17: Im Nachhinein war es sehr interessant zu sehen, welche inneren Muster sich ganz unbewusst
00:14:25: in mir aktiviert haben, um mir wieder vermeintliche Sicherheit zu erschaffen.
00:14:31: Und die Geschichte, die ich dir jetzt erzählen möchte, ist vielleicht an der einen oder
00:14:37: Stelle auch etwas emotional für dich, je nachdem welche Erfahrung du damit schon gemacht
00:14:42: hast.
00:14:43: Ja, wenn du mich also schon länger kennst, dann weißt du vielleicht auch, dass ich ein
00:14:47: großer Freund der Tiere bin.
00:14:50: Mein Mann und ich lebten also schon viele gemeinsame Jahre mit unseren drei Hunden.
00:14:56: Und als meine geliebte Hündin, meine Seelenhündin, wie ich sie immer nannte und auch meine Seelenfreunden,
00:15:07: sich entschied, sich als Erste auf die Reise zu machen, die Welten zu wechseln, dann war
00:15:13: das für mich also vor allem ihr plötzlicher und sehr dramatischer Abgang, war sicherlich
00:15:19: eines der schmerzhaftesten Erlebnisse, die ich hatte, oder?
00:15:24: die ich mich auch erinnern konnte. Und wenn du auch schon einmal ein geliebtes Seelentier verloren hast,
00:15:31: dann weißt du sicherlich auch wovon ich spreche. "Mary, meine Hündin", so hieß sie,
00:15:36: "stab für uns völlig unerwartet und auch sehr schnell. Man ist vielleicht nie wirklich oder wir
00:15:43: sind vielleicht nie wirklich auf den Tod vorbereitet, aber ich oder auch wir waren es noch nicht mal
00:15:50: annähernd. Ich war noch nicht mal annähernd bereit, mich von ihr zu verabschieden. Trotzdem, sie
00:15:57: sogar schon 13 Jahre alt war, war das für mich kein Thema. Ich dachte, die wird mindestens 17,
00:16:02: 18 Jahre alt. Ich habe noch gar nicht wirklich drüber nachgedacht. Ich hatte Angst davor,
00:16:07: aber ich war noch gedanklich nicht soweit, dass es, dass es soweit sein könnte. Ja, und als sie dann
00:16:15: also starb, so plötzlich und dramatisch, dann brach für mich eine Welt zusammen. Es zog mir absolut den
00:16:23: Boden unter den Füßen weg und auch diese Worte können ja nicht mal ansatzweise ausdrücken,
00:16:28: wie tief ich diesen Schmerz und diesen Verlust erlebt habe. Zudem kam noch, dass ich einige
00:16:35: Zeit so vor selbst große berufliche Veränderungen für mich selbst ganz bewusst in die Wege geleitet
00:16:42: hatte, so dass ich aber innerlich nicht wirklich stabil war. Also nicht resilient, nicht widerstandsfähig,
00:16:48: auch gesagt, wenn man sowieso nicht darauf vorbereitet sein kann, aber ich war generell schon
00:16:54: auch psychisch sehr angeschlagen, sehr instabil. Und der Verlust von Mary brachte dann für mich
00:17:01: nun alles zum Einsturz. Ich fühlte mich völlig hilflos. Ich hatte das Gefühl, keinen Halt mehr zu
00:17:09: haben und mich im freien Fall zu befinden. Und es war so, als ob auch alle alten Wunden auf einmal
00:17:18: offen waren und sichtbar waren. Ich hatte so ein inneres Bild, dass es wirklich so klaffende,
00:17:24: blutende Wunden gab und auch so ein klaffendes, blutendes Herz in mir ist und alle Mauern,
00:17:33: die ich über die Jahre wohl so innerlich aufgebaut hatte, mit diesem Schmerz so weggesprengt wurden.
00:17:39: Und viel Altes kam auch, kam auch dadurch wieder hoch. Und was dann im Nachhinein passierte,
00:17:48: fasziniert mich immer noch. Es ist jetzt fünf Jahre her und ich kann natürlich jetzt erst über die
00:17:55: Jahre da so drauf blicken. Zu diesem Zeitpunkt war mir, war das natürlich keine bewussten
00:18:01: Vorgänge, die dann passiert sind. Denn mein System machte plötzlich was Unglaubliches. Im Nachhinein
00:18:09: betrachtet finde ich das wirklich ziemlich genial, auch wenn es nicht unbedingt hilfreich war, ganz
00:18:14: im Gegenteil. Aber ich hatte über viele Jahre generell gelernt in meinem Leben, dass Arbeit und
00:18:22: Leistung mir Sicherheit gab. Als Kind hatte ich also durch Arbeiten und etwas leisten, Anerkennung
00:18:29: und Lob bekommen und plötzlich gehörte ich dazu. Ja, ich wurde dann auf einmal gemocht und ich
00:18:36: bekam die Anerkennung, die ich ja so sehr brauchte, in einer Familie, die mir nicht so wohl
00:18:42: gesonnen war, muss man so zu sagen. Und ich bin in eine Arbeiterfamilie hineingegohnt worden und
00:18:48: Arbeiten war also dort in dieser Familie eine absolut sichere Sache. Wenn ich arbeite, bin ich
00:18:55: gut. Wenn ich arbeite, bin ich sicher. Wenn ich arbeite, dann werde ich geliebt. Ja, und so nahm ich
00:19:04: dann einige Monate nach Marys Tod einen Job an bzw. noch absurder. Der wurde mir gar nicht
00:19:10: angeboten, sondern ich selbst habe mich für diesen Job vorgeschlagen. Und noch Monate zuvor
00:19:17: hätte ich aus tiefster Seele her diesen Job niemals in der Bewegung gezogen, selbst wenn man mir
00:19:23: viel Geld dafür geboten hätte. Ich übernahm also die Geschäftsführung für einen Verein, der in
00:19:31: einer Krise steckte. Und ich übernahm die Verantwortung für alles. Zum einen, weil es sonst
00:19:38: keiner tat und zum anderen, weil mir mein System oder weil es in mir scheinbar Sicherheit gab,
00:19:47: Dinge wieder kontrollieren zu können und Dinge wieder in den Griff zu kriegen, auch Lösungen
00:19:53: zu suchen. Ich versuchte also diesen Verein, diesen wirklich sehr alten über 40 Jahre alten Verein
00:20:00: aus einer Krise und wahrscheinlich die größte Krise, die dieser Verein je hatte, zu retten. Ohne
00:20:06: es wirklich zu merken, dass eigentlich nur ich mich selbst retten wollte. Und das heißt, mein
00:20:12: System kannte also Arbeit als sichere Sache. Arbeiten ist sicher. Und so schützte mein System mich mit
00:20:22: dieser Aufgabe und diesem Verhalten vermeintlich davor, diesen für mich nicht auszuhaltenen
00:20:29: Schmerz zu fühlen. Denn fühlen war definitiv nicht sicher. Das hatte ich bereits in meinem Leben und
00:20:37: auch in meiner frühen Kindheit gelernt. Was ich damit also auch sagen will, ist, dass unsere
00:20:44: inneren Bedürfnisse oder vielleicht sogar eher diese inneren Mechanismen dazu neigen, alte Muster
00:20:54: wiederherzustellen, selbst wenn sie uns absolut nicht dienlich sind. Denn vielleicht liegt sie auch
00:21:02: auf der Hand, denn was passierte dann wohl? Also ich versuchte 20 Monate lang tatsächlich, so lange
00:21:09: ging es, diesen Verein zu retten, also ein einziger Überlebenskampf. Um einerseits die Erfahrung
00:21:16: zu machen, dass ich nichts retten kann, was gar nicht gerettet werden will und andererseits um
00:21:21: zu erfahren, dass eigentlich ich mich selber retten muss. Und die andere Erfahrung, die ich dann auch
00:21:29: machte, ist, dass mein System Grenzen hat. Denn nach 20 Monaten dieses inneren Überlebenskampf
00:21:39: ist, brach ich natürlich irgendwann zusammen. Mein ganzes System, mein ganzes Nervensystem,
00:21:45: mein ganzer Körper kollabierte. Ich brach im wahrsten Sinne zusammen. Ich bin umgefallen,
00:21:50: ich hatte Nervenzusammenbrüche und es ging wirklich in mir nichts mehr, wieder im Inn,
00:21:56: noch im Außen. Und selbstverständlich ist diese Geschichte noch viel größer, als ich sie jetzt
00:22:03: erzähle und hat noch viel, viel mehr Facetten. Und auch die Verluste, die fanden dort erst ihren
00:22:10: Anfangen. Ich möchte damit aber aufzeigen und deswegen habe ich es erzählt, auch wenn es
00:22:16: jetzt sehr persönlich war, wie sich Muster in uns auch ganz unerkannt, denn das war mir alles zu
00:22:24: diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst. Mir war nicht bewusst, dass Arbeiten eine Überlebensstrategie
00:22:29: von mir ist. Also ganz unbewusst in unserem Leben zeigen und dass sie uns durchaus auch mal
00:22:37: dienlich waren, weil sie uns vielleicht auch unser Überleben gesichert haben. Damals in der Kindheit,
00:22:44: in der Jugend als Heranwachsener, wie dann aber auch in unserem späteren Leben. Heilung beginnt
00:22:50: aber erst dann, wenn wir diese Muster erkennen und uns unserer Muster bewusst werden, denn dann erst
00:22:59: können wir sie auch loslassen und uns davon auch befreien. Nach meinen Zusammenbrüchen damals,
00:23:07: und ich war ja nun auch schon lange Yoga-Lehrerin und das Thema Entspannung und Stressbewältigung
00:23:14: so kannte ich alles. Aber das, was dort passierte, war einfach so viel älter und so viel größer
00:23:19: in mir. Das hatte noch mal eine ganz andere Wucht und ganz viele Tools haben da halt gar nicht mehr
00:23:26: funktioniert, denn es ging um was ganz anderes, um was viel, viel tieferes. Und ich kann sagen,
00:23:36: aber dass nach diesen Zusammenbrüchen dann Heilung entstehen konnte. Dann begann also mein ganz
00:23:45: persönlicher Weg der Heilung und der Bewusstwerdung auch von alten Traumata, so dass sie dann auch
00:23:53: bearbeitet oder auch integriert werden können im Leben. Ja und um diese Folge auch nun zum Abschluss
00:24:01: zu bringen, möchte ich all das Gesagte nochmal auf den Punkt bringen, warum es geht, wenn wir alte
00:24:08: Muster loslassen wollen. Dann geht es nämlich erstmal der allererste Schritt, wie ich immer sage,
00:24:15: ist die Bewusstwerdung. Ob wir sie nun mit einem großen Knall erfahren oder wir uns ganz bewusst
00:24:24: damit auseinandersetzen, indem wir hinschauen. Ohne zu wissen, woran wir also eigentlich festhalten,
00:24:30: können wir ja auch gar nichts verändern. Das heißt, der erste Schritt ist zu erkennen,
00:24:35: was in dir vorgeht. Beobachte also dein Verhalten, deine Gedanken und frage dich, was wiederholt
00:24:43: sich immer wieder in deinem Leben. Vor allem, woran hältst du fest und welche Angst steckt
00:24:50: vielleicht dahinter? Es ist die Angst vor Verlust, vor Einsamkeit, vor Unsicherheit, vor Scham. Was
00:24:58: ist es also genau, was dich an diese Muster festhält? Und als zweiter Punkt, so habe ich es gelernt
00:25:06: oder so habe ich es erfahren, ist es die Akzeptanz. Du hältst an etwas fest, weil es dir vermeintlich
00:25:13: Sicherheit gibt und das ist okay. Also versuch das zu akzeptieren, was du bisher festgehalten
00:25:19: hast. Akzeptiere, dass du, dass dieses Muster zu dir gehört und dir vielleicht in der Vergangenheit
00:25:26: die nötigen Schutz und Geborgenheit gegeben hast, als du es vielleicht sogar am meisten
00:25:32: gebraucht hast. Also, dass es auch mal gut war, dass es dienlich war. Widerstand dagegen
00:25:37: jetzt zu haben gegen dieses Muster, weil du es vielleicht gar nicht magst, bringt erst
00:25:42: mal wieder Leid. Widerstand bringt Leid, das ist wieder Kampf. Es ist also erst mal wichtig
00:25:50: zu verstehen, warum wir an etwas klammern und wie es uns vielleicht sogar gedient hat
00:25:58: in schwierigen Zeiten. Um dann mit dem dritten Schritt wirklich das Loslassen bewusst zu üben.
00:26:05: Und da dürfen wir kleine Schritte gehen, wenn uns das Leben das erlaubt. Wir können also
00:26:11: üben, vermeintliche Sicherheit immer wieder im kleinen Einstück loszulassen. Dann braucht
00:26:18: es vielleicht nicht immer einen großen Knall oder einen großen Schock oder schlimme, schmerzhafte
00:26:24: Erfahrung. Das wird früher oder später kommen. Das Leben gibt uns diese Herausforderung,
00:26:30: um zu wachsen. Und dennoch können wir im kleinen auch das Loslassen üben. Und da hat Yoga
00:26:37: auch wieder einen Vorschlag, denn im Yoga nennt man das Tapas durch das innere Feuergehen.
00:26:42: Die Disziplin, so wird es dort genannt, sich immer wieder ganz bewusst neuen Herausforderungen
00:26:49: zu stellen. Unter anderem eben auch das Loslassen. Und zu dem Thema Tapas, Gewohnheiten und Disziplin
00:26:57: gibt es auch eine Folge, die ich dir hier auch noch einmal verlinke. Also aus meiner Erfahrung
00:27:04: gibt es drei Punkte. Erstens, Bewusstsein entwickeln über deine Muster, also die Muster
00:27:10: erkennen, verstehen, wozu sie dir gedient haben, sie dann akzeptieren und dann kleine Schritte
00:27:20: gehen und dich darin üben, loszulassen. Und wie kannst du das tun? In kleinen Dingen,
00:27:27: probiere es aus, reagiere einmal bewusst anders. Also wenn du immer zu einem Ja sagst, dann
00:27:34: versuch doch mal, wie du dich fühlst, wenn du nein sagst. Schau, wie du dich fühlst.
00:27:40: Erlebe ganz bewusst diese Unsicherheit, die Ängste, die damit verbunden sind. Mach einen
00:27:45: ganz bewussten Prozess daraus. Oder anstatt dich über Kritik zu ärgern und sie vielleicht
00:27:52: sogar zu bekämpfen und die schlecht zu fühlen, versuch Kritik als Anregung zu sehen, als
00:27:57: Idee, als Inspiration, die vielleicht wieder neue Ideen bringt. Oder auch die Ablenkungsprogramme,
00:28:04: die du in dir hast, um vielleicht unangenehme Gefühle zu vermeiden. Vielleicht ist es Arbeit.
00:28:10: Vielleicht ist es aber auch das Social Media. Was würchtest du nicht fühlen? Schmerz, Hilflosigkeit,
00:28:15: Scham. Meistens geht es darum, bestimmte Gefühle nicht fühlen zu wollen. Versuche
00:28:22: dich also von diesen Ablenkungsstrategien, die du im Laufe des Lebens entwickelt hast,
00:28:27: auch sanft zu befreien. Du musst jetzt nicht immer gleich eine Woche ins Kloster gehen,
00:28:32: wobei das vielleicht auch schön und eine ganz tolle Erfahrung sein kann. Aber wir können
00:28:36: das auch in unserem Alltag bewusst einmal das Handy beiseite legen, zwei Stunden vor
00:28:41: dem Schlafengehen und dann erst wieder zwei Stunden nach dem Aufstehen wieder einschalten
00:28:46: und dich dabei beobachten. Was macht es in dir? Und vor allem lerne, dich immer mehr auf
00:28:53: eine ganz liebevolle Art und Weise kennenzulernen. Mit allem, was da ist. Und nicht, dass eine
00:29:00: haben wollen, dass andere nicht haben wollen. Alle Muster, die du in dir hast, haben dir
00:29:06: irgendwann gedient und das ist ganz wunderbar. Und jetzt darfst du für dich entscheiden,
00:29:14: ob es Zeit ist, loszulassen. Ja, wir können also loslassen, auch trainieren und um unseren
00:29:22: ganz eigenen Weg der Entwicklung zu gehen. Hinzu vielleicht mehr Freiheit, mehr innerer
00:29:28: Ruhe und vor allem zu einem viel tieferen Verständnis für uns selbst. Ich danke dir
00:29:36: sehr, dass du mir zugehört hast, hier meiner Geschichte gelauscht hast und ich hoffe, dass
00:29:41: diese Folge dich vielleicht auch inspiriert hat und geholfen hat, das loslassen, ein
00:29:47: Stück weiter auch besser zu verstehen. Und wenn du mehr über diesen Weg des Loslassens
00:29:53: auch erfahren möchtest, dann hör gern auch in die anderen Folgen rein, die vorangegangen
00:29:57: folgen und ich möchte dich noch aufmerksam machen auf ein Workshop, der da heißt Klarheit
00:30:03: im Innen und Außen. Das ist ein Workshop, den ich in diesem Jahr schon zweimal gegeben
00:30:07: habe und der auch nächstes Jahr im März wieder stattfindet. Und da geht es um das Loslassen
00:30:13: und Befreien auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Den Link dazu zu diesem Workshop findest
00:30:19: du auch hier in den Show-Notes. Ich wünsche dir nun alles Gute und vor allen Dingen viel
00:30:25: Leichtigkeit und vor allem auch die nötige Portion Mut, die es braucht, dein ganz eigenen
00:30:32: persönlichen Entwicklungsweg zu gehen. Bis zum nächsten Mal, tschüss!
00:30:38: [Musik]