#35 Muster erkennen und durchbrechen
Shownotes
In dieser Episode teile ich eine sehr persönliche Geschichte und gehe darauf ein, wie wir uns oft unbewusst an alten Gewohnheiten und Denkmustern festhalten, die uns Sicherheit bieten, obwohl sie uns nicht mehr gut tun.
Ich erkläre, wie wir diese Muster erkennen, annehmen und schließlich loslassen können, um neue Wege zu gehen. Du wirst konkrete Schritte erfahren, wie du hinderliche Muster durchbrechen und mehr Freiheit und Leichtigkeit in dein Leben bringen kannst.
Wenn du dich schon einmal gefragt hast, warum du immer wieder in denselben Verhaltensmustern steckst, dann ist diese Folge genau für dich. Ich hoffe, sie inspiriert dich, bewusst Platz für Veränderung zu schaffen und mutig neue Wege zu gehen.
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Folge #15 Gewohnheiten und Diszlipin - Tapas üben" https://yoga-ist-kein-sport.podigee.io/15-15-impuls-der-woche-gewohnheiten-diszlipin
Folge #13 Kleshas - Die Ursachen für Leid" https://yoga-ist-kein-sport.podigee.io/13-13-impuls-der-woche-leid-hindernisse-teil-1
In der aktuellen Staffel "Die Kunst des Loslassens" teile ich das wöchentliche Thema meines aktuellen Yoga Livekurses. Ich unterrichte in Hamburg in meinem Yogastudio einen ganzheitlichen, achtsamkeitsbasierten und geistig-spirituellen Yoga. Oft bleibt wenig Raum um tiefer in die Themen einzutauchen. So ist dieser Podcast entstanden – ein Ort, an dem ich eine umfassende Auseinandersetzung mit jedem Stundenthema ermögliche.
Dieser Podcast richtet sich an meine Teilnehmer sowie an alle, die Interesse an Yoga, Spiritualität und persönlicher Entwicklung haben. Hier kannst du nicht nur tiefer in die Welt des Yoga eintauchen, sondern auch wertvolle Inspiration für deine ganz eigene spirituelle Reise erhalten.
Ich wünsche dir viel Freude mit dem aktuellen Thema.
Transkript anzeigen
00:00:00: Das Loslassen auf geistig emotionaler Ebene fällt uns oft besonders schwer.
00:00:05: Da gibt es eingefahrene Denkweisen, Verhaltensmuster und alte Überzeugung, die uns dabei oft im
00:00:11: Weg stehen, wenn wir uns verändern wollen oder das Leben uns dazu auffordert.
00:00:16: Im Yoga geht es auch immer um inneres Wachstum und die Bereitschaft zur Veränderung.
00:00:23: Unsere Seele will wachsen, sie will erfahren.
00:00:26: Doch um dies zu ermöglichen und Neues zu entdecken, dürfen wir alte, vertraute Pfade verlassen.
00:00:34: Das Thema der heutigen Podcastfolge ist also Muster erkennen und durchbrechen.
00:00:40: Alte Gewohnheiten und Denkmuster loslassen, um neue Wege zu gehen.
00:00:45: Wenn es dich interessiert, bleibt gerne dran.
00:00:47: Hallo und herzlich willkommen zu unserer fünften Folge in unserem aktuellen Kurs bzw. hier
00:01:09: in unserer aktuellen Staffel "Die Kunst des Loslassens".
00:01:13: Ich bin halt so.
00:01:17: Kennst du diese Aussage aus deinem Umfeld von jemandem, der dir nachsteht oder benutzt
00:01:23: du sie vielleicht sogar gelegentlich selbst?
00:01:25: Ich bin halt so, sagt aus, ich gehe mein Weg so, wie ich ihn immer gegangen bin und
00:01:32: daran werde ich auch nichts ändern.
00:01:35: Es erinnert vielleicht auch an ein Bild.
00:01:37: Ein Vogel in einem Käfig.
00:01:39: Der Käfig ist offen und doch der Vogel fliegt nicht hinaus, weil das, was draußen ist,
00:01:45: ihm unbekannt ist.
00:01:47: An dieser Stelle ein herzlichen Dank an meine Teilnehmerin Anche, die in der letzten Kursstunde
00:01:53: uns und der Gruppe und uns allen dieses inspirierende Bild während unseres Live-Kurses gegeben
00:02:00: hat und mitgeteilt hat, was sie das gesehen hat.
00:02:02: Vielen Dank.
00:02:03: Und dieses Bild hatte mich wiederum an eine andere Geschichte erinnert.
00:02:07: Die Geschichte mit dem Elefanten im Zirkus, die du vielleicht auch kennst.
00:02:11: Ein kleiner, junger Elefant war mit einer schweren Kette an einem Holzflock gebunden,
00:02:18: damit er nicht wegläuft.
00:02:19: Viele Jahre später ist er ein großer und kräftiger erwachsener Elefant und er könnte sich dann
00:02:25: problemlos von dieser Kette und dem Holzflock lösen.
00:02:29: Doch er versucht es gar nicht erst, denn die Überzeugung, dass es ja unmöglich ist,
00:02:35: hat sich ganz tief in ihm festgesetzt.
00:02:37: Etwas anders ist es, wenn wir uns an vergangene Erfahrungen festhalten.
00:02:44: Also Erlebnisse aus unserer Kindheit oder Jugend, die uns geprägt haben.
00:02:49: Da tragen wir also ein ganz schweres Gepäck immer noch mit uns herum, obwohl wir längst
00:02:55: erwachsen sind.
00:02:56: Und vielleicht glauben wir, wir können es ja nicht ungeschehen machen.
00:03:00: Wir haben nun mal diese vielleicht schlimmen oder unschönen Dinge erlebt.
00:03:05: Also die Aussagen, dass es mir passiert und deswegen bin ich so, wie ich bin.
00:03:10: Doch stimmt das eigentlich wirklich?
00:03:13: Können wir uns davon wirklich gar nicht befreien und lösen?
00:03:18: Und auch jetzt so gibt es wieder eine schöne Geschichte.
00:03:22: Du weißt, ich liebe Geschichten und ich liebe sehr diese Meister- und Schülergeschichten.
00:03:28: Also, ein Schüler kam zu seinem Meister und fragte, wie kann ich mich von dem lösen, was
00:03:35: mich an die Vergangenheit heftet?
00:03:37: Der Meister stand auf, ging zu einem Baumstumpf, umklammerte ihn und klagte, was kann ich tun,
00:03:44: damit dieser Baum mich loslässt?
00:03:46: Er diese Meister- und Schülergeschichten bringen oft so einfach und prägnant auf den Punkt,
00:03:52: worum es eigentlich bei einem bestimmten Thema wirklich geht.
00:03:55: Und in dieser Geschichte zeigt der Meister ja auf ziemlich eindrucksvolle Weise, dass
00:04:02: gar nicht die Vergangenheit das Problem ist, die sich an uns festhält, sondern dass wir
00:04:08: es sind, die uns daran klammern.
00:04:10: Der Baumstumpf in dieser Geschichte steht sinnbildlich für unsere Vergangenheit, vielleicht
00:04:18: aber auch für unsere Erfahrungen und Erlebnisse generell und sogar auch vielleicht für Gewohnheiten,
00:04:28: Denkweisen, Verhaltensweisen und Glaubenssätze, die sich tief in uns verankert haben.
00:04:35: Ich stelle mir das vor, wie so alte, abgetretende Pfade, die wir immer und immer und immer
00:04:42: wieder gehen.
00:04:43: Ich mag dieses Bild, dass wir auf einer Lebensreise sind, also auf einer riesigen Reise, in der
00:04:50: wir viel erleben können.
00:04:52: Doch wenn wir in unserem Leben auf dieser Lebensreise vielleicht auch mal neue Wege gehen wollen,
00:05:00: heißt das, also dass wir diese abgetretenden Pfade verlassen dürfen.
00:05:04: Wir dürfen den Blick wenden und auch mal eine neue Richtung einschlagen, als die, die wir
00:05:10: gewohnt sind.
00:05:11: Denn bleiben wir auf diesen gewohnten Pfaden, sehen wir ja auch immer dieselbe Landschaft.
00:05:16: Da gibt es passend dazu ein sehr bekanntes Zitat von Albert Einstein.
00:05:22: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse
00:05:30: zu erwarten.
00:05:31: Ja und das kennst du vielleicht von dir oder von Menschen in deinem Umfeld, dass wir vielleicht
00:05:38: Veränderungen wollen, etwas anderes anstreben, aber überhaupt nicht bereit sind dafür auch
00:05:45: Dinge mal anders zu tun oder sie zu sehen, sie anders anzugehen oder ja in der Tat einfach
00:05:51: auch mal etwas loszulassen.
00:05:54: Im Yoga wird dieses Festhalten übrigens als eine Ursache für Leid beschrieben, also für
00:06:02: Leiden.
00:06:03: Vielleicht erinnerst du dich noch an die Kläschers, die fünf Ursachen für Leid aus der Yoga-Philosophie
00:06:09: des Patanjali.
00:06:10: Ich habe darüber auch schon mal eine Folge gemacht und die verlinke ich dir gerne noch
00:06:14: mal hier in den Show-Notes.
00:06:16: Das fünfte Kläscher, also die fünfte Ursache für Leid, heißt dort Abhinivecha, die Angst
00:06:26: vor dem Loslassen.
00:06:27: Im weitesten Sinne wird es oft als die Angst vor dem Tod gedeutet oder interpretiert, aber
00:06:36: es geht auch um die Angst vor Veränderungen und dem Loslassen von eigentlich allem, was
00:06:43: sonst vertraut ist, sei es nun das Leben selbst, aber auch materielle Dinge oder halt unsere
00:06:50: Gewohnheiten und Denk- und Verhaltensmuster.
00:06:53: Das Leben selbst bereitet uns immer wieder auch auf das Loslassen vor, ob wir das nun
00:07:01: wollen oder nicht.
00:07:02: Das Leben schenkt uns Gelegenheiten, in denen wir lernen dürfen, loszulassen.
00:07:09: In einer ganz harten Lektion lernen wir es dann zum Beispiel, wenn wir einen Job verlieren,
00:07:15: an dem wir vielleicht sehr gehangen haben, aber auch eine Beziehung endet, dass sehr
00:07:21: schmerzhaft ist oder halt auch, wenn wir unsere geliebten Tiere oder halt auch nahestehenden
00:07:28: geliebte Menschen verlieren.
00:07:29: Und solche Erlebnisse sind absolut schmerzhaft und sie bringen viel Leid und Kummer.
00:07:36: Und doch sind sie halt ein Teil unseres Lebens, die wir nicht vermeiden können.
00:07:41: Das Loslassen ist in unserem Leben unumgänglich und denn spätestens, wenn wir selbst auf dem
00:07:49: Sterbebett liegen, also da können wir noch so sehr um das Leben kämpfen.
00:07:54: Früher oder später werden wir loslassen müssen.
00:07:57: Und wir können den Schmerz nicht umgehen, den das Loslassen mit sich bringt.
00:08:03: Und so dürfen wir in unserem Leben auch immer wieder das Loslassen lernen.
00:08:08: Wir müssen also nicht unbedingt warten, bis uns das Leben dazu herausfordert oder wir
00:08:13: dem Loslassen vielleicht mit einem sehr großen Schrecken begegnen.
00:08:17: Sondern wir können lernen, Dinge in unserem Leben ganz bewusst loszulassen.
00:08:23: Und in materiellen Dingen oder mit materiellen Dingen fällt uns das mehr oder weniger schwer.
00:08:31: Je nachdem, wie groß die Dinge sind, ein Haus zu verkaufen fällt vielleicht schwerer,
00:08:36: als jetzt nur irgendeine Schublad aufzuräumen.
00:08:38: Aber viel schwerer ist es da noch bei den Dingen in uns.
00:08:45: Also die Verhaltensmuster, die Denkweisen, die Gewohnheiten loszulassen.
00:08:50: Und warum sollten wir sie loslassen vielleicht, weil sie uns nicht mehr dienlich sind, weil
00:08:56: sie uns nicht voranbringen auf unserem ganz eigenen Weg oder uns vielleicht sogar im
00:09:02: Weg stehen auf unserer Lebensreise.
00:09:05: Und das Loslassen fällt schwer.
00:09:08: Gerade wenn wir an Dingen festklammern oder auch an Dingen hängen und vielleicht sogar
00:09:15: trotzdem wissen, dass uns loslassen vielleicht sogar von etwas befreien wird.
00:09:20: Und trotzdem fällt es uns schwer.
00:09:22: Und warum ist das so?
00:09:24: Und dafür sind wir wieder bei der Geschichte mit dem Baumstumpf.
00:09:28: Das ist ein ganz tolles Bild, um sich das nochmal wirklich so vor Augen zu führen, warum
00:09:33: uns das Loslassen so schwer fällt.
00:09:35: Denn stellen wir uns noch einmal diesen Schüler vor, wie er ein Baumstumpf festhält, also
00:09:42: so wie der Meister es demonstriert hat.
00:09:44: Was würde denn jetzt passieren, wenn er diesen plötzlich loslassen würde?
00:09:50: Es würde sicherlich ein Gefühl von großer Unsicherheit aufkommen.
00:09:55: Denn plötzlich stünde er ja ganz alleine da, also ohne das Vertraute.
00:10:00: Und die ganze Welt würde auf einmal vielleicht ganz instabil werden und vielleicht sogar bedrohlich
00:10:07: wirken.
00:10:08: Wir verlieren also den Halt, also das, woran wir uns die ganze Zeit festgehalten haben,
00:10:14: ist plötzlich nicht mehr da und wir stehen frei.
00:10:17: Klar, das kann auch befreiend sein.
00:10:22: Und irgendwann wird sich vielleicht sogar generell ein Gefühl von Freiheit und Befreiung
00:10:27: einstellen.
00:10:28: Aber erstmal kann es sein, dass wir taumeln, dass wir das Gefühl haben den Boden unter
00:10:35: den Füßen zu verlieren.
00:10:36: Also es geht darum, unsere Sicherheit zu verlieren.
00:10:41: Dieses Gefühl von Sicherheit, was wir hatten, als wir uns festgehalten haben, an etwas.
00:10:50: Und weiter gibt uns festhalten auch ein Gefühl von Geborgenheit.
00:10:56: Also ohne das, woran wir uns immer angelehnt haben, stehen wir vielleicht ja dann auch
00:11:01: plötzlich ganz schutzlos da.
00:11:04: Wir fühlen uns vielleicht sogar nackt im weitesten Sinne.
00:11:08: Vielleicht können uns die anderen jetzt ja so sehen, wie wir wirklich sind.
00:11:12: Ohne das, woran wir uns bisher festgehalten haben und möglicherweise entsteht in diesem
00:11:18: Moment auch Scham oder ein Gefühl von Schutzlosigkeit.
00:11:23: Wenn die Maske, jetzt sinnbildliche neues Bild, nicht mehr getragen wird.
00:11:31: Und natürlich macht das eine Scheißangst.
00:11:36: Also Unsicherheit, Schutzlosigkeit, Scham, Instabilität.
00:11:42: Alter, es fühlt sich nicht gut an.
00:11:45: Und natürlich versuchen wir das immer wieder in unserem Leben zu vermeiden.
00:11:50: Und hinzu kommt dann noch die Sorgen.
00:11:54: Was passiert denn jetzt?
00:11:57: Und viele suchen sich dann vielleicht gleich den nächsten Baum, wo sie sich wieder festhalten
00:12:01: können.
00:12:02: Also es wird ein Ersatz gesucht.
00:12:03: Das kann natürlich eine Lösung sein für unser System, um wieder in Sicherheit zu kommen
00:12:09: und Geborgenheit, ist aber vielleicht nicht immer die beste Wahl.
00:12:13: Und dazu werde ich dir zum Ende hin auch noch eine persönliche Geschichte erzählen.
00:12:18: Und das löst große Ängste aus.
00:12:22: Ängste und Sorgen, ihr Größer der Baum, an dem wir uns festhalten, desto größer ist
00:12:28: auch die Angst, ihn loszulassen.
00:12:30: Die Angst vor dem Unbekannten hält uns also davon ab, loszulassen.
00:12:34: Wir wissen nicht, was kommt.
00:12:36: Wir wissen nicht, ob wir neuen Baum finden, wenn wir ihn denn suchen.
00:12:41: Die Frage ist ja, ob wir ihn überhaupt brauchen.
00:12:43: Und noch ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Kontrollverlust.
00:12:50: Festhalten an etwas vermittelt uns auch das Gefühl von Kontrolle, wir haben etwas im
00:12:57: Griff.
00:12:58: Und loslassen bedeutet jedoch diese Kontrolle aufzugeben.
00:13:03: Nicht nur den Griff einfach mal ein bisschen zu lockern, sondern etwas wirklich loszulassen
00:13:07: und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben, ohne zu wissen, was passieren wird.
00:13:11: Kontrolle aufzugeben war vielleicht mal in unserem Leben eine riesige Gefahr.
00:13:19: Und wir haben gelernt, immer die Kontrolle zu behalten, ebenfalls weil es uns in der
00:13:25: Vergangenheit möglicherweise sogar das Leben gerettet hat.
00:13:29: Also zusammengefasst, warum halten wir fest, beziehungsweise warum fällt uns das loslassen
00:13:36: so schwer, weil es uns Sicherheit und Geborgenheit gibt.
00:13:41: Und das Vertraute schützt uns vor der Angst vor dem Unbekannten.
00:13:46: Vielleicht hast aber auch du in deinem Leben schon erfahren dürfen, dass Sicherheit eine
00:13:54: Illusion ist und dass wir nichts, aber auch wirklich gar nichts kontrollieren können,
00:13:59: auch wenn wir es noch so sehr versuchen und uns an Dinge, Menschen, Beziehungen, was auch
00:14:05: immer festhalten.
00:14:06: Und ich persönlich habe das in den letzten Jahren mehrere Male schmerzhaft erfahren müssen,
00:14:15: dass wir eben nichts unter Kontrolle haben.
00:14:17: Im Nachhinein war es sehr interessant zu sehen, welche inneren Muster sich ganz unbewusst
00:14:25: in mir aktiviert haben, um mir wieder vermeintliche Sicherheit zu erschaffen.
00:14:31: Und die Geschichte, die ich dir jetzt erzählen möchte, ist vielleicht an der einen oder
00:14:37: Stelle auch etwas emotional für dich, je nachdem welche Erfahrung du damit schon gemacht
00:14:42: hast.
00:14:43: Ja, wenn du mich also schon länger kennst, dann weißt du vielleicht auch, dass ich ein
00:14:47: großer Freund der Tiere bin.
00:14:50: Mein Mann und ich lebten also schon viele gemeinsame Jahre mit unseren drei Hunden.
00:14:56: Und als meine geliebte Hündin, meine Seelenhündin, wie ich sie immer nannte und auch meine Seelenfreunden,
00:15:07: sich entschied, sich als Erste auf die Reise zu machen, die Welten zu wechseln, dann war
00:15:13: das für mich also vor allem ihr plötzlicher und sehr dramatischer Abgang, war sicherlich
00:15:19: eines der schmerzhaftesten Erlebnisse, die ich hatte, oder?
00:15:24: die ich mich auch erinnern konnte. Und wenn du auch schon einmal ein geliebtes Seelentier verloren hast,
00:15:31: dann weißt du sicherlich auch wovon ich spreche. "Mary, meine Hündin", so hieß sie,
00:15:36: "stab für uns völlig unerwartet und auch sehr schnell. Man ist vielleicht nie wirklich oder wir
00:15:43: sind vielleicht nie wirklich auf den Tod vorbereitet, aber ich oder auch wir waren es noch nicht mal
00:15:50: annähernd. Ich war noch nicht mal annähernd bereit, mich von ihr zu verabschieden. Trotzdem, sie
00:15:57: sogar schon 13 Jahre alt war, war das für mich kein Thema. Ich dachte, die wird mindestens 17,
00:16:02: 18 Jahre alt. Ich habe noch gar nicht wirklich drüber nachgedacht. Ich hatte Angst davor,
00:16:07: aber ich war noch gedanklich nicht soweit, dass es, dass es soweit sein könnte. Ja, und als sie dann
00:16:15: also starb, so plötzlich und dramatisch, dann brach für mich eine Welt zusammen. Es zog mir absolut den
00:16:23: Boden unter den Füßen weg und auch diese Worte können ja nicht mal ansatzweise ausdrücken,
00:16:28: wie tief ich diesen Schmerz und diesen Verlust erlebt habe. Zudem kam noch, dass ich einige
00:16:35: Zeit so vor selbst große berufliche Veränderungen für mich selbst ganz bewusst in die Wege geleitet
00:16:42: hatte, so dass ich aber innerlich nicht wirklich stabil war. Also nicht resilient, nicht widerstandsfähig,
00:16:48: auch gesagt, wenn man sowieso nicht darauf vorbereitet sein kann, aber ich war generell schon
00:16:54: auch psychisch sehr angeschlagen, sehr instabil. Und der Verlust von Mary brachte dann für mich
00:17:01: nun alles zum Einsturz. Ich fühlte mich völlig hilflos. Ich hatte das Gefühl, keinen Halt mehr zu
00:17:09: haben und mich im freien Fall zu befinden. Und es war so, als ob auch alle alten Wunden auf einmal
00:17:18: offen waren und sichtbar waren. Ich hatte so ein inneres Bild, dass es wirklich so klaffende,
00:17:24: blutende Wunden gab und auch so ein klaffendes, blutendes Herz in mir ist und alle Mauern,
00:17:33: die ich über die Jahre wohl so innerlich aufgebaut hatte, mit diesem Schmerz so weggesprengt wurden.
00:17:39: Und viel Altes kam auch, kam auch dadurch wieder hoch. Und was dann im Nachhinein passierte,
00:17:48: fasziniert mich immer noch. Es ist jetzt fünf Jahre her und ich kann natürlich jetzt erst über die
00:17:55: Jahre da so drauf blicken. Zu diesem Zeitpunkt war mir, war das natürlich keine bewussten
00:18:01: Vorgänge, die dann passiert sind. Denn mein System machte plötzlich was Unglaubliches. Im Nachhinein
00:18:09: betrachtet finde ich das wirklich ziemlich genial, auch wenn es nicht unbedingt hilfreich war, ganz
00:18:14: im Gegenteil. Aber ich hatte über viele Jahre generell gelernt in meinem Leben, dass Arbeit und
00:18:22: Leistung mir Sicherheit gab. Als Kind hatte ich also durch Arbeiten und etwas leisten, Anerkennung
00:18:29: und Lob bekommen und plötzlich gehörte ich dazu. Ja, ich wurde dann auf einmal gemocht und ich
00:18:36: bekam die Anerkennung, die ich ja so sehr brauchte, in einer Familie, die mir nicht so wohl
00:18:42: gesonnen war, muss man so zu sagen. Und ich bin in eine Arbeiterfamilie hineingegohnt worden und
00:18:48: Arbeiten war also dort in dieser Familie eine absolut sichere Sache. Wenn ich arbeite, bin ich
00:18:55: gut. Wenn ich arbeite, bin ich sicher. Wenn ich arbeite, dann werde ich geliebt. Ja, und so nahm ich
00:19:04: dann einige Monate nach Marys Tod einen Job an bzw. noch absurder. Der wurde mir gar nicht
00:19:10: angeboten, sondern ich selbst habe mich für diesen Job vorgeschlagen. Und noch Monate zuvor
00:19:17: hätte ich aus tiefster Seele her diesen Job niemals in der Bewegung gezogen, selbst wenn man mir
00:19:23: viel Geld dafür geboten hätte. Ich übernahm also die Geschäftsführung für einen Verein, der in
00:19:31: einer Krise steckte. Und ich übernahm die Verantwortung für alles. Zum einen, weil es sonst
00:19:38: keiner tat und zum anderen, weil mir mein System oder weil es in mir scheinbar Sicherheit gab,
00:19:47: Dinge wieder kontrollieren zu können und Dinge wieder in den Griff zu kriegen, auch Lösungen
00:19:53: zu suchen. Ich versuchte also diesen Verein, diesen wirklich sehr alten über 40 Jahre alten Verein
00:20:00: aus einer Krise und wahrscheinlich die größte Krise, die dieser Verein je hatte, zu retten. Ohne
00:20:06: es wirklich zu merken, dass eigentlich nur ich mich selbst retten wollte. Und das heißt, mein
00:20:12: System kannte also Arbeit als sichere Sache. Arbeiten ist sicher. Und so schützte mein System mich mit
00:20:22: dieser Aufgabe und diesem Verhalten vermeintlich davor, diesen für mich nicht auszuhaltenen
00:20:29: Schmerz zu fühlen. Denn fühlen war definitiv nicht sicher. Das hatte ich bereits in meinem Leben und
00:20:37: auch in meiner frühen Kindheit gelernt. Was ich damit also auch sagen will, ist, dass unsere
00:20:44: inneren Bedürfnisse oder vielleicht sogar eher diese inneren Mechanismen dazu neigen, alte Muster
00:20:54: wiederherzustellen, selbst wenn sie uns absolut nicht dienlich sind. Denn vielleicht liegt sie auch
00:21:02: auf der Hand, denn was passierte dann wohl? Also ich versuchte 20 Monate lang tatsächlich, so lange
00:21:09: ging es, diesen Verein zu retten, also ein einziger Überlebenskampf. Um einerseits die Erfahrung
00:21:16: zu machen, dass ich nichts retten kann, was gar nicht gerettet werden will und andererseits um
00:21:21: zu erfahren, dass eigentlich ich mich selber retten muss. Und die andere Erfahrung, die ich dann auch
00:21:29: machte, ist, dass mein System Grenzen hat. Denn nach 20 Monaten dieses inneren Überlebenskampf
00:21:39: ist, brach ich natürlich irgendwann zusammen. Mein ganzes System, mein ganzes Nervensystem,
00:21:45: mein ganzer Körper kollabierte. Ich brach im wahrsten Sinne zusammen. Ich bin umgefallen,
00:21:50: ich hatte Nervenzusammenbrüche und es ging wirklich in mir nichts mehr, wieder im Inn,
00:21:56: noch im Außen. Und selbstverständlich ist diese Geschichte noch viel größer, als ich sie jetzt
00:22:03: erzähle und hat noch viel, viel mehr Facetten. Und auch die Verluste, die fanden dort erst ihren
00:22:10: Anfangen. Ich möchte damit aber aufzeigen und deswegen habe ich es erzählt, auch wenn es
00:22:16: jetzt sehr persönlich war, wie sich Muster in uns auch ganz unerkannt, denn das war mir alles zu
00:22:24: diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst. Mir war nicht bewusst, dass Arbeiten eine Überlebensstrategie
00:22:29: von mir ist. Also ganz unbewusst in unserem Leben zeigen und dass sie uns durchaus auch mal
00:22:37: dienlich waren, weil sie uns vielleicht auch unser Überleben gesichert haben. Damals in der Kindheit,
00:22:44: in der Jugend als Heranwachsener, wie dann aber auch in unserem späteren Leben. Heilung beginnt
00:22:50: aber erst dann, wenn wir diese Muster erkennen und uns unserer Muster bewusst werden, denn dann erst
00:22:59: können wir sie auch loslassen und uns davon auch befreien. Nach meinen Zusammenbrüchen damals,
00:23:07: und ich war ja nun auch schon lange Yoga-Lehrerin und das Thema Entspannung und Stressbewältigung
00:23:14: so kannte ich alles. Aber das, was dort passierte, war einfach so viel älter und so viel größer
00:23:19: in mir. Das hatte noch mal eine ganz andere Wucht und ganz viele Tools haben da halt gar nicht mehr
00:23:26: funktioniert, denn es ging um was ganz anderes, um was viel, viel tieferes. Und ich kann sagen,
00:23:36: aber dass nach diesen Zusammenbrüchen dann Heilung entstehen konnte. Dann begann also mein ganz
00:23:45: persönlicher Weg der Heilung und der Bewusstwerdung auch von alten Traumata, so dass sie dann auch
00:23:53: bearbeitet oder auch integriert werden können im Leben. Ja und um diese Folge auch nun zum Abschluss
00:24:01: zu bringen, möchte ich all das Gesagte nochmal auf den Punkt bringen, warum es geht, wenn wir alte
00:24:08: Muster loslassen wollen. Dann geht es nämlich erstmal der allererste Schritt, wie ich immer sage,
00:24:15: ist die Bewusstwerdung. Ob wir sie nun mit einem großen Knall erfahren oder wir uns ganz bewusst
00:24:24: damit auseinandersetzen, indem wir hinschauen. Ohne zu wissen, woran wir also eigentlich festhalten,
00:24:30: können wir ja auch gar nichts verändern. Das heißt, der erste Schritt ist zu erkennen,
00:24:35: was in dir vorgeht. Beobachte also dein Verhalten, deine Gedanken und frage dich, was wiederholt
00:24:43: sich immer wieder in deinem Leben. Vor allem, woran hältst du fest und welche Angst steckt
00:24:50: vielleicht dahinter? Es ist die Angst vor Verlust, vor Einsamkeit, vor Unsicherheit, vor Scham. Was
00:24:58: ist es also genau, was dich an diese Muster festhält? Und als zweiter Punkt, so habe ich es gelernt
00:25:06: oder so habe ich es erfahren, ist es die Akzeptanz. Du hältst an etwas fest, weil es dir vermeintlich
00:25:13: Sicherheit gibt und das ist okay. Also versuch das zu akzeptieren, was du bisher festgehalten
00:25:19: hast. Akzeptiere, dass du, dass dieses Muster zu dir gehört und dir vielleicht in der Vergangenheit
00:25:26: die nötigen Schutz und Geborgenheit gegeben hast, als du es vielleicht sogar am meisten
00:25:32: gebraucht hast. Also, dass es auch mal gut war, dass es dienlich war. Widerstand dagegen
00:25:37: jetzt zu haben gegen dieses Muster, weil du es vielleicht gar nicht magst, bringt erst
00:25:42: mal wieder Leid. Widerstand bringt Leid, das ist wieder Kampf. Es ist also erst mal wichtig
00:25:50: zu verstehen, warum wir an etwas klammern und wie es uns vielleicht sogar gedient hat
00:25:58: in schwierigen Zeiten. Um dann mit dem dritten Schritt wirklich das Loslassen bewusst zu üben.
00:26:05: Und da dürfen wir kleine Schritte gehen, wenn uns das Leben das erlaubt. Wir können also
00:26:11: üben, vermeintliche Sicherheit immer wieder im kleinen Einstück loszulassen. Dann braucht
00:26:18: es vielleicht nicht immer einen großen Knall oder einen großen Schock oder schlimme, schmerzhafte
00:26:24: Erfahrung. Das wird früher oder später kommen. Das Leben gibt uns diese Herausforderung,
00:26:30: um zu wachsen. Und dennoch können wir im kleinen auch das Loslassen üben. Und da hat Yoga
00:26:37: auch wieder einen Vorschlag, denn im Yoga nennt man das Tapas durch das innere Feuergehen.
00:26:42: Die Disziplin, so wird es dort genannt, sich immer wieder ganz bewusst neuen Herausforderungen
00:26:49: zu stellen. Unter anderem eben auch das Loslassen. Und zu dem Thema Tapas, Gewohnheiten und Disziplin
00:26:57: gibt es auch eine Folge, die ich dir hier auch noch einmal verlinke. Also aus meiner Erfahrung
00:27:04: gibt es drei Punkte. Erstens, Bewusstsein entwickeln über deine Muster, also die Muster
00:27:10: erkennen, verstehen, wozu sie dir gedient haben, sie dann akzeptieren und dann kleine Schritte
00:27:20: gehen und dich darin üben, loszulassen. Und wie kannst du das tun? In kleinen Dingen,
00:27:27: probiere es aus, reagiere einmal bewusst anders. Also wenn du immer zu einem Ja sagst, dann
00:27:34: versuch doch mal, wie du dich fühlst, wenn du nein sagst. Schau, wie du dich fühlst.
00:27:40: Erlebe ganz bewusst diese Unsicherheit, die Ängste, die damit verbunden sind. Mach einen
00:27:45: ganz bewussten Prozess daraus. Oder anstatt dich über Kritik zu ärgern und sie vielleicht
00:27:52: sogar zu bekämpfen und die schlecht zu fühlen, versuch Kritik als Anregung zu sehen, als
00:27:57: Idee, als Inspiration, die vielleicht wieder neue Ideen bringt. Oder auch die Ablenkungsprogramme,
00:28:04: die du in dir hast, um vielleicht unangenehme Gefühle zu vermeiden. Vielleicht ist es Arbeit.
00:28:10: Vielleicht ist es aber auch das Social Media. Was würchtest du nicht fühlen? Schmerz, Hilflosigkeit,
00:28:15: Scham. Meistens geht es darum, bestimmte Gefühle nicht fühlen zu wollen. Versuche
00:28:22: dich also von diesen Ablenkungsstrategien, die du im Laufe des Lebens entwickelt hast,
00:28:27: auch sanft zu befreien. Du musst jetzt nicht immer gleich eine Woche ins Kloster gehen,
00:28:32: wobei das vielleicht auch schön und eine ganz tolle Erfahrung sein kann. Aber wir können
00:28:36: das auch in unserem Alltag bewusst einmal das Handy beiseite legen, zwei Stunden vor
00:28:41: dem Schlafengehen und dann erst wieder zwei Stunden nach dem Aufstehen wieder einschalten
00:28:46: und dich dabei beobachten. Was macht es in dir? Und vor allem lerne, dich immer mehr auf
00:28:53: eine ganz liebevolle Art und Weise kennenzulernen. Mit allem, was da ist. Und nicht, dass eine
00:29:00: haben wollen, dass andere nicht haben wollen. Alle Muster, die du in dir hast, haben dir
00:29:06: irgendwann gedient und das ist ganz wunderbar. Und jetzt darfst du für dich entscheiden,
00:29:14: ob es Zeit ist, loszulassen. Ja, wir können also loslassen, auch trainieren und um unseren
00:29:22: ganz eigenen Weg der Entwicklung zu gehen. Hinzu vielleicht mehr Freiheit, mehr innerer
00:29:28: Ruhe und vor allem zu einem viel tieferen Verständnis für uns selbst. Ich danke dir
00:29:36: sehr, dass du mir zugehört hast, hier meiner Geschichte gelauscht hast und ich hoffe, dass
00:29:41: diese Folge dich vielleicht auch inspiriert hat und geholfen hat, das loslassen, ein
00:29:47: Stück weiter auch besser zu verstehen. Und wenn du mehr über diesen Weg des Loslassens
00:29:53: auch erfahren möchtest, dann hör gern auch in die anderen Folgen rein, die vorangegangen
00:29:57: folgen und ich möchte dich noch aufmerksam machen auf ein Workshop, der da heißt Klarheit
00:30:03: im Innen und Außen. Das ist ein Workshop, den ich in diesem Jahr schon zweimal gegeben
00:30:07: habe und der auch nächstes Jahr im März wieder stattfindet. Und da geht es um das Loslassen
00:30:13: und Befreien auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Den Link dazu zu diesem Workshop findest
00:30:19: du auch hier in den Show-Notes. Ich wünsche dir nun alles Gute und vor allen Dingen viel
00:30:25: Leichtigkeit und vor allem auch die nötige Portion Mut, die es braucht, dein ganz eigenen
00:30:32: persönlichen Entwicklungsweg zu gehen. Bis zum nächsten Mal, tschüss!
00:30:38: [Musik]
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