00:00:00: Wusstest du, dass viele Menschen seit Jahren und manchmal sogar seit Jahrzehnten in einem
00:00:05: ständigen körperlichen Überlebenskampf stecken?
00:00:08: Und vielleicht kennst du es sogar von dir selbst, diese ständige innere Anspannung, die
00:00:14: chronischen Fährspannung in deiner Muskulatur und das Gefühl, nie wirklich abschalten zu
00:00:19: können, selbst wenn alles um dich herum ruhig ist.
00:00:22: Ohne dass du dir dessen bewusst bist, kann es sein, dass dein Nervensystem und damit
00:00:28: auch dein Körper in ständiger Alarmbereitschaft sind.
00:00:31: Aber warum ist das so?
00:00:33: Und was passiert eigentlich in uns, wenn Entspannung kaum möglich ist oder sehr schwer fällt?
00:00:39: Und vor allem, können wir Entspannung wirklich erlernen?
00:00:44: Genau darum geht es in dieser Folge.
00:00:47: Lass uns also gemeinsam herausfinden, was dein Körper und dein Nervensystem brauchen,
00:00:52: um endlich zur Ruhe zu kommen und loszulassen.
00:00:55: Bleib also gerne dran.
00:00:56: Hallo und herzlich willkommen zur vierten Folge der aktuellen Staffel mit dem großen
00:01:13: Thema "Die Kunst des Loslassens".
00:01:16: In dieser Folge widmen wir uns einem besonders spannenden und zentralen Aspekt, nämlich
00:01:24: unserem Nervensystem.
00:01:25: Und diese Episode bildet auch den Abschluss des ersten Teils, in dem es nun vor allem
00:01:31: um das körperliche Loslassen ging.
00:01:33: Und ab der nächsten Folge werden wir uns dann mehr mit dem Geistigen und auch dem yoga-philosophischen
00:01:39: Aspekt des Loslassens widmen.
00:01:42: Doch vorab möchte ich einmal erwähnen, dass ich jetzt in dieser Folge keinen Fachvortrag
00:01:49: darüber halten werde, wie unser Nervensystem im Detail funktioniert.
00:01:53: Ich fühle mich nicht wirklich dazu berufen, fachliche und wissenschaftliche und auch medizinische
00:02:00: Informationen weiterzugeben.
00:02:01: Einfach aus dem Grund, weil ich es gar nicht kann und weil ich es auch gar nicht will und
00:02:06: weil ich finde, dass es da draußen wirklich unzählige Menschen gibt, die das wirklich
00:02:11: richtig gut können.
00:02:12: Mein ganz persönliches Ziel ist es, in dieser Folge, wie eigentlich in all meinen Folgen,
00:02:19: Dinge einfach und verständlich zu gestalten, sodass wirklich jeder etwas damit anfangen
00:02:25: kann, ohne dass es so fachlich oder medizinisch wird.
00:02:30: Denn das ist gar nicht mein Ansatz.
00:02:32: Ich möchte die Dinge auf einfache Weise erklären, damit wir sie in unserem Alltag wirklich
00:02:38: anwenden können.
00:02:39: Mein Anliegen ist es also eher zu ermutigen, anzuregen, zu inspirieren, selbst auch aktiv
00:02:47: zu werden.
00:02:48: Und vorab aber auch zu verstehen, warum etwas sinnvoll ist, warum es sinnvoll ist, eine
00:02:54: bestimmte Sache zu tun oder ins Tun zu kommen.
00:02:57: Denn ganz häufig liegt das Problem darin, dass viele von uns und, das betrifft übrigens
00:03:03: auch mich, den fünften Schritt vor dem ersten machen.
00:03:06: Und hinzu kommt, dass wir dann noch versuchen, Dinge ausschließlich rational zu verstehen
00:03:11: und zu verarbeiten.
00:03:13: Das heißt, wir lesen ein Buch, wir finden es total spannend, haben vielleicht sogar viele
00:03:17: AHA-Erlebnisse und dann unterhalten wir uns vielleicht sogar noch mit anderen darüber,
00:03:22: wie toll dieses Buch ist und wie viele AHA-Erlebnisse wir hatten.
00:03:25: Und dann legen wir das Buch irgendwann weg und dann passiert nichts weiter.
00:03:30: Und drei Wochen später lesen wir ein neues Buch.
00:03:32: Und das bringt nicht viel, außer einige AHA-Erlebnisse und die sind wichtig, die sind absolut wichtig.
00:03:37: Aber dieses ganze Wissen nützt uns nicht so viel, wenn wir es nicht anwenden.
00:03:43: Und wie immer gilt also, die eigene Erfahrung ist unverzichtbar, wenn wir wirklich eine
00:03:50: nachhaltige Veränderung in unserem Leben erzielen wollen.
00:03:53: Also, das Thema loslassen hat sehr viel und ist sehr eng mit unserem Nervensystem verbunden.
00:04:03: Da unser körperliches und emotionales Wohlbefinden stark davon abhängt, wie unser Nervensystem
00:04:11: auf Stress, Belastung und auch Veränderung reagiert.
00:04:15: Ich denke, das Wichtigste, was es zu verstehen gibt in Bezug auf das Nervensystem ist, dass
00:04:21: es zwei zentrale Teile des autonomen Nervensystems gibt.
00:04:26: Und das ist der Sympathikus und der Parasympathikus.
00:04:29: Und diese beiden Systemesteuern ganz unbewusst unsere Körperfunktion, die für unser Überleben
00:04:36: und auch für unser Wohlbefinden entscheidend ist.
00:04:39: Und zur Vereinfachung gesagt, konzentrieren wir uns auf diese beiden.
00:04:46: Vollständig wäre aber auch noch das dritte zu erwähnen.
00:04:48: Es gibt noch eine dritte Komponente, das ist das enterische Nervensystem und das ist für
00:04:52: die Steuerung der Verdauung verantwortlich.
00:04:55: Habt ihr vielleicht auch schon mal gehört, das zweite Gehirn.
00:04:57: Wenn es aber jetzt besonders in dieser Folge auch um das loslassen gehen soll, sei es
00:05:03: nun im Körper und auch emotional, dann spielt der Parasympathikus eigentlich die wichtigste
00:05:09: und entscheidende Rolle.
00:05:10: Denn er sorgt für Ruhe und Entspannung.
00:05:14: Während der Sympathikus das genaue Gegenteil bewirkt.
00:05:17: Er aktiviert den Körper und bereitet ihn auf Handlung vor.
00:05:22: Wenn wir also an etwas festhalten, emotional, körperlich, dann kann das sympathische Nervensystem
00:05:31: dauerhaft aktiviert bleiben.
00:05:34: Und das ist dann wiederum der chronische Stress, der sich auf unseren Körper und unsere Muskeln
00:05:39: und unsere Emotionen und unseren Geist auswirkt.
00:05:41: Oder wie wir es auch schon gesagt haben in Form von Ferspannung, Anspannung, so einem
00:05:47: dauerhaften Festhalten in der Muskulatur.
00:05:52: Also diese Hypertunie der Muskeln, diese übermäßige Anspannung, diesen erhöhten Muskeltonus.
00:06:00: Oder halt aber auch in Form von Ängsten oder Schlafstörungen.
00:06:07: Also da halten wir an etwas fest.
00:06:12: Und loslassen wiederum bedeutet dann nun den Parasympathikus zu aktivieren.
00:06:19: Also der, der für die Ruhe und Entspannung zuständig ist und ihn wirklich zu aktivieren.
00:06:25: Das heißt, es ist ein aktiver Prozess, den wir durch gezielte Übungen unterstützen können,
00:06:32: herbeiführen können.
00:06:33: Und das ist ja erstmal eine super Sache, dass wir unserem Nervensystem helfen können,
00:06:40: in diesen parasympathischen Zustand zu kommen.
00:06:43: Denn es ist ja generell auch ein Wechselspiel.
00:06:46: Es ist nicht immer nur der Sympathikus oder immer nur der Parasympathikus, sondern besten
00:06:51: falls ist das ein ausgeglichener Zustand.
00:06:54: Mal ist es das, mal ist es das.
00:06:57: Also wieso Wellen können wir uns das vorstellen.
00:07:00: Sympathikus, Parasympathikus.
00:07:02: Also wieder die Harmonie zwischen diesen beiden Polaritäten, wie wir das so oft auch im Yoga
00:07:08: finden mit dem Thema der Gegensätze.
00:07:11: Um es nochmal ganz vereinfacht zu sagen, der Vorgang der Einatmung steuert den Sympathikus
00:07:18: an, die Aktivität, ja das ist ein aktives Tun, einatmen Energie aufnehmen und ausatmen
00:07:26: steuert den Parasympathikus an.
00:07:28: So können wir uns das ganz leicht auch vorstellen.
00:07:30: Da lassen wir ja los.
00:07:32: Aufnehmen, einatmen, Sympathikus, ausatmen, loslassen, abgeben, Parasympathikus.
00:07:41: Und wenn wir das Wissen und Verstanden haben und deswegen ist es an dieser Stelle so gesagt
00:07:45: ganz einfach, dann wissen wir ja was wir zu tun haben.
00:07:51: Ausatmen und loslassen.
00:07:53: Ja und wir haben in der vorletzten Folge, wo es auch um das körperliche Loslassen ging,
00:07:59: schon über die Stressreaktion im Körper gesprochen.
00:08:03: Also warum wir eigentlich festhalten.
00:08:06: Da habe ich schon über den Kampf- und Fluchtmodus erzählt.
00:08:11: Also dieser ganz automatische Mechanismus in uns, der in unserem Nervensystem ganz tief
00:08:19: verankert ist, um uns vor Bedrohungen zu schützen.
00:08:23: Also das noch einmal zur Erinnerung, wenn wir also einer Gefahr ausgesetzt sind, dann
00:08:27: reagiert unser autonomes Nervensystem sofort mit typischen Stressreaktionen.
00:08:33: Also eine Bedrohung wird wahrgenommen und das aktiviert im Körper automatisch den Sympathikus
00:08:41: für die schnelle Reaktion, also die uns für die schnelle Reaktion vorbereitet.
00:08:44: Das erhöht den Herzschlag, den Blutdruck, die Muskulatur.
00:08:48: Also der Muskeltunus wird angespannt, die Verdauung wird weniger und dringende Funktionen
00:08:54: werden heruntergefahren.
00:08:56: Das Ziel ist, wir sind nun bereit zu kämpfen oder zu fliehen.
00:09:01: Unser Nervensystem kann nicht wirklich unterscheiden zwischen einer wirklichen Gefahr und Bedrohung
00:09:08: im Außen oder psychischem Stress, psychische Belastung.
00:09:12: Und ich hatte auch erwähnt, dass es noch weitere Reaktionen gibt, die ich gerne mit erwähnen
00:09:19: möchte, gerade weil es um das Thema loslassen geht und wie ich finde sie eine enorme Wichtigkeit
00:09:26: haben, sie zumindest zu kennen oder mal davon gehört zu haben.
00:09:30: Denn neben den ganz klassischen Kampf- und Fluchtmodus gibt es zum Beispiel noch die
00:09:37: Erstarung.
00:09:38: Dies auch noch relativ bekannt wird meistens unter "Freeze" bezeichnet.
00:09:42: Also man sagt immer "Fight, Flight, Freeze" und "Freeze" ist die Erstarung.
00:09:49: Und diese Freeze-Reaktion, also das Erstarren, das tritt dann ein, wenn Kampf oder Flucht
00:09:55: gar keine Optionen sind.
00:09:56: Also das ist ebenfalls eine Reaktion, eine physiologische Reaktion des Nervensystems
00:10:04: und sie dient dazu, möglichst unsichtbar zu bleiben.
00:10:09: Und das zeigt sich körperlich durch diese muskelstache und verlangsamten Herzschlag
00:10:15: und so eine Art Abschalten der Außenwahrnehmung.
00:10:19: Dann, wie ich auch sehr spannend finde, gibt es noch Collaps, also die Ohnmacht, der Zusammenbruch.
00:10:25: Das ist dann wieder so eine ganz extreme Reform, wenn der Körper glaubt, die Situation einfach
00:10:33: nicht überlebbar ist und dann kann es zum kompletten Zusammenbruch des Kreislaufs kommen
00:10:38: und es geschieht tatsächlich eine Ohnmacht oder eine völligen Aufgabe von Widerstand.
00:10:46: Das kennen wir noch vielleicht von früher, wenn die Frauen aus den Filmen dann tatsächlich
00:10:53: in Ohnmacht gefallen sind, weil sie das gerade gar nicht ertragen konnten.
00:10:57: Und auch wenn das dann immer noch so ganz witzig aussah, hat es natürlich tatsächlich
00:11:01: ein Ursprung, wo das herkommt.
00:11:03: Dieses "Ich kann nicht mehr, ich beuge mich komplett und gehe in diese komplette Selbstaufgabe".
00:11:11: Und dann gibt es noch "Phone", die Unterwerfung.
00:11:16: Find ich auch noch sehr, sehr spannend, als ich damals darüber gelesen hatte, dass beschreibt
00:11:21: eher ein Verhalten.
00:11:23: Also das ist eher eine Verhaltensreaktion.
00:11:26: Man nennt das auch den Bambireflex, also es kommt von "Kids", das heißt übersetzt "Kids",
00:11:31: das nennt man den Bambireflex.
00:11:34: Und das ist ein Verhalten, das darauf abzieht, Konflikte durch Anpassung oder auch Unterwerfung
00:11:41: zu vermeiden.
00:11:42: Und ist das nicht spannend?
00:11:45: Wie viele Personen kennst du oder bist du vielleicht selbst so jemand?
00:11:49: Der Konflikte absolut meidet, der immer Harmonie herstellen möchte und der komplett über seine
00:11:59: eigenen Bedürfnisse geht und will es immer einrecht machen.
00:12:04: Jetzt nicht normal, sondern das ist ein wirklich sehr früh erlerntes Verhaltensmuster von einem
00:12:12: übermäßigen Gefallenwollen und Zustimmung von allem selbst, wenn die Person ganz anderer
00:12:19: Meinung ist und dieses Besänftigen.
00:12:21: Und ja, es ist wirklich sehr spannend.
00:12:24: Es lohnt sich darüber auch nochmal mehr zu lesen über diese verschiedenen Reaktionen,
00:12:29: die möglich sind.
00:12:31: Und die, je nach dem, was wir erfahren haben in unserem Leben, in unserem Körper sitzen.
00:12:37: Und es hilft halt nicht nur uns selbst und unseren Körper zu verstehen, sondern vielleicht
00:12:43: auch unsere Mitmenschen zu verstehen und ein bisschen milder oder auch mit mehr Mitgefühl
00:12:52: auf sie zu blicken, wenn, ja, wie zum Beispiel so Verhaltensweisen entstehen oder wenn es
00:12:59: einfach nicht möglich ist, sich zu entspannen oder Dinge zu genießen, bei denen man meinen
00:13:04: könnte, dass sie doch entspannend und genussvoll sein müssten.
00:13:09: Und wirklich viele, und ich finde sogar erschreckend, viele Menschen haben diese Reaktion noch im
00:13:17: Körper und das ist wirklich sehr spannend.
00:13:18: haben diese Reaktionen im Körper, weil sie nicht gelernt haben, ihr Nervensystem zu regulieren
00:13:26: bzw. der Körper nicht die Möglichkeit hatte, diese Fähigkeit zu entwickeln.
00:13:33: Ein Kind zum Beispiel kann sich anfangs nicht selbst regulieren. Ein Baby braucht die Co-Regulation
00:13:42: durch eine Bezugsperson. Das Baby schreit, weil es ein Bedürfnis hat, Hunger, Schmerzen oder
00:13:48: Nachnähe und eine bestenfalls erwachsene Person reguliert das gestresste Nervensystem des Kindes
00:13:58: durch Beruhigung und Zuwendung und Sprechen und Berührung und findet das Ganze dann aber nicht
00:14:06: statt, wie es früher und vor allem auch in meiner Generation und vor allen Dingen den davor noch viel
00:14:13: mehr üblich war, die Kinder zum Beispiel schreien zu lassen. Dann bleibt diese Anspannung im Körper
00:14:19: bestehen und das Nervensystem lernt nicht zu regulieren. Und das war ja damals noch eine
00:14:25: ganz gängige Praxis, ganz gruselig, wenn wir uns das heute so vorstellen und ich hoffe, es macht
00:14:31: heute keiner mehr. Und aber weiter noch, wenn wir an unsere Kindheit auch nochmal zurückdenken,
00:14:38: also nicht die Zeit als Baby, wo wir dann jäger keine Erinnerungen vielleicht auch mehr daran haben,
00:14:44: sondern auch später, erinnern wir uns vielleicht an Situationen, in denen uns vielleicht gesagt wurde,
00:14:51: dass bestimmte Gefühle unangemessen sind oder nicht akzeptabel sind. Wenn zum Beispiel ein Kind
00:14:57: sehr traurig ist oder sehr wütend ist und aber statt nun Trost zu erfahren, mit seinen Gefühlen
00:15:03: allein gelassen wird oder schlimmstenfalls sogar noch belehrt wird, dass diese Gefühle nicht in
00:15:08: Ordnung sind, dann bleibt diese emotionale Reaktion im Körper unreguliert. Das ist Stress.
00:15:16: Diese Erfahrungen können also dazu führen, dass unser Nervensystem dann nicht diese Unterstützung
00:15:22: erfährt, um diese aufkommenden Emotionen zu regulieren. Und das alles wiederum führt zu einer
00:15:31: erhöhten Belastung unseres Nervensystems. Der Stress, der durch diese unverarbeiteten Emotionen
00:15:39: entstanden ist, kann nicht abgebaut werden. Und in solchen Fällen wird der Körper dann in einem
00:15:45: Zustand von chronischen Stress gesetzt und der natürlich, je nachdem, wie dann auch unsere
00:15:51: weiteres Leben, unsere Erfahrungen in diesem weiteren Leben war, wenn es auf lange Zeit
00:15:58: Auswirkungen hat und immer wieder stattfindet, absolute negative Auswirkungen hat auf unsere
00:16:04: körperliche und natürlich auch geistige psychische Gesundheit. Das heißt also, viele erwachsene
00:16:12: Leben heutzutage in einem Zustand von ständiger körperlicher Anspannung, weil ihr System nicht
00:16:19: gelernt hat, sich wieder zu entspannen, sprich loszulassen. Wir befinden uns daher in einem
00:16:26: ständigen Zustand der Anspannung und somit in einem Überlebensmodus. Denn es ist wichtig,
00:16:34: dass diese Stressreaktion, die sind ja evolutionär in uns verankert und haben uns ursprünglich mal
00:16:41: geholfen, in gefährlichen Situationen zu überleben, doch jetzt nun in diesem modernen Alltag und
00:16:46: auch unnatürlich auch in unserer Kindheit kann das für unser System eine echte Bedrohung sein.
00:16:54: Der Kopf mag vielleicht durchaus verstanden haben, dass es keine Gefahr gibt. Vielleicht sind wir uns
00:17:01: dessen überhaupt noch nicht mal bewusst, was damals auch mit uns geschehen ist. Es müssen nicht
00:17:08: immer ganz schlimme Dinge in Form von körperlichen Missbrauch oder Gewalt geschehen, um Traumata
00:17:16: in uns zu erzeugen. Gerade dieses Entwicklungstraumata entsteht durch diese Dinge, die ich auch gerade
00:17:23: genannt habe, in dem keine Korregulation stattgefunden hat, in dem Gefühle nicht falsch waren oder
00:17:31: nicht gelebt werden durften und nicht reguliert wurden, diese emotionalen Höhen keine Entspannung
00:17:40: wieder erfahren haben. Das heißt für unseren Körper ist die Gefahr nicht vorüber. Der Körper
00:17:47: bleibt angespannt. Dann können wir im Kopf ein Buch lesen und entspannt offen so verlegen und denken
00:17:54: die Welt ist in Ordnung, aber in unserem Körper, in unserem System bleibt diese Anspannung, die
00:17:59: vielleicht schon viele, viele, viele Jahre alt ist. Das ist übrigens auch ein Grund, warum viele
00:18:06: Menschen auch trotz Urlaub oder wunderschönen Naturerlebnissen nicht wirklich entspannen können.
00:18:12: Diese äußeren Umstände, die mögen entspannt wirken, doch der Körper, wie gerade schon gesagt,
00:18:17: reagiert nicht, wie erwartet, weil er halt in dieser Alarmbereitschaft ist und es ihm gar nicht
00:18:23: möglich ist, Entspannung zu erfahren. Ich hatte, als ich angefangen habe, zu unterrichten mal eine
00:18:31: Teilnehmerin, die immer gegangen ist vor Schawassana, also vor der Endentspannung, weil sie das nicht
00:18:38: ertragen konnte. Und das war in Ordnung. Also das ist wichtig, dass wir das auch lassen, wenn
00:18:47: unser System einfach das gar nicht aushalten kann. Gerade wenn wir dann gesagt haben, entspannen
00:18:52: nicht, doch mal, jetzt soll sie dich entspannen. Schawassana alle sagen, oh schön und du machst
00:18:57: die Erfahrung, nee, gar nicht schön. Ganz im Gegenteil, ich spanne noch mehr an. Und das ist
00:19:03: wichtig. Das habe ich auch schon öfter mal erzählt, wie mit jenen Yoga. Jenen Yoga, wo wir
00:19:11: dann angebliche entspannte Positionen über lange Zeit halten, das ist nicht für jeden entspannen,
00:19:18: sondern kann ganz im Gegenteil richtig Stress verursachen für den Körper, weil er das eben nicht
00:19:25: echt kann, weil er eben nicht dieses loslassen kann. Also aus meiner Sicht, um wieder das moderne
00:19:32: Wort Traumersensibel zu nehmen, ist eine jenen Yoga Praxis nicht wirklich immer Traumersensibel
00:19:39: oder sollte zumindest gut begleitet werden, dass wenn dort was aufkommt von diesem nicht
00:19:45: aushaltbaren Stress, weil man sich doch jetzt vermeintlich entspannen müsste, dass man das
00:19:50: zumindest gut begleiten kann und nachhaltig begleiten kann. So, nun geht es aber in diesem
00:19:57: Kurs um das Loslassen und jetzt wissen wir ganz viel, warum wir festhalten und wie wir das vielleicht
00:20:03: über viele Jahre lang gelernt haben, dieses Festhalten oder unser Körper das gelernt hat. Und
00:20:09: das ist das Tolle ist, die gute Nachricht jetzt an dieser Stelle ist, wir können wieder neu lernen.
00:20:16: Das Nervensystem ist lernfähig, auch im Erwachsenenalter. Das heißt, wir können
00:20:23: selbst Regulation erlernen, indem wir uns selbst die eigenen Bedürfnisse erfüllen,
00:20:31: an die es uns gefehlt hat. Und da sind wir dann wieder bei meinem großen Thema, der Selbstfürsorge
00:20:39: und dem Selbstmitgefühl. Wir dürfen lernen, bei all dem, den Körper ganz bewusst mit einzubeziehen,
00:20:46: den Körper mitzunehmen in unsere Erfahrung, dass wir nachhaltig entspannen und loslassen können.
00:20:51: Also das Üben von Anspannung und Entspannung, immer wieder im Alltag, kann uns dabei helfen,
00:20:59: das Nervensystem zu trainieren. Und auch nochmal zur Erinnerung, Stress ist unvermeidlich,
00:21:04: der Körper kann Stress. Stress ist da und Stress ist okay, aber danach dürfen wir die
00:21:10: Entspannung wieder herstellen. Kampf und Flucht ist okay, Selbsterstarrung ist mal okay,
00:21:16: das System kann das, aber wir dürfen lernen, es ist vorbei, es ist immer auch wieder vorbei
00:21:22: und dann dürfen wir uns wieder entspannen, die Gefahr ist vorüber, mein Körper muss nicht mehr ums
00:21:28: überleben kämpfen. Aber wie genau funktioniert jetzt eigentlich Selbstregulation? Und da kommt
00:21:35: dann der Vargusnerv ins Spiel. Der Vargusnerv ist der längste Nerv im Körper und spielt eine
00:21:44: zentrale Rolle in der Regulierung unseres Nervensystems. Und er gehört zum Parasympathikus,
00:21:51: worüber wir schon gesprochen haben, der für Ruhe, Entspannung und Erholung zuständig ist.
00:21:55: Der Vargusnerv hilft uns dabei, die Körperfunktion zu beruhigen, nachdem wir Stress erlebt haben.
00:22:03: Also er senkt die Herzfrequenz, reduziert den Blutdruck, unterstützt unsere Verdauung. Wenn
00:22:08: wir den Vargusnerv aktivieren, bringt er uns ganz automatisch dann in Einzustand der Entspannung
00:22:15: und Erholung. Das ist also der Moment, wo wir dann regenerieren. Und im Grunde genommen ist das all das,
00:22:22: was wir in fast allen meinen Stunden machen. Es geht immer um die Selbstregulation, um die,
00:22:30: dass der Körper lernt, sich selbst zu regulieren und dass wir auch Tools in die Hand bekommen,
00:22:36: dies zu tun. Noch mal um diese Beispiele zu nennen, die immer schon auch aufgetaucht sind hier in den
00:22:42: Folgen oder auch in meinen Kursen. Das ist zum Beispiel das lange Ausatmen, die tiefe Bauchatmung.
00:22:49: Das ist das Singen oder das Summen, darüber, wie letzte Woche gesprochen haben. Das ist aber auch
00:22:55: zum Beispiel das Massieren der Ohren oder das Üben mit den Augenbewegungen. Fast alle Übungen mit
00:23:02: dem Schulternackenbereich, Herz öffnen und auch so ganz einfache Dinge. Denk einfach mal dran,
00:23:09: wie du ein Kind beruhigen würdest. Du würdest es wiegen, streicheln, Trost zu spenden. Warum kannst
00:23:18: du das nicht auch dir selbst geben? Warum kannst du selbst deinen Körper nicht mal ausstreichen,
00:23:24: dich selbst ein bisschen wiegen und dir auch selbst Trost zu sprechen? Warum denn nicht? Und eine Sache,
00:23:33: die wir alle können und viele von uns auch immer wieder anwenden, aber es uns gar nicht bewusst
00:23:39: ist, dass es auch den Vargosnerv aktiviert. Das ist Lächeln. Lächeln stimuliert tatsächlich den
00:23:47: Vargosnerv und fördert eine tiefe Entspannung. Denn wenn wir uns nochmal an die Stressreaktion
00:23:53: erinnern, Kampf, Flucht, Erstarrung, da wird Lächeln nicht möglich sein. Das heißt also in dem
00:23:59: Moment, wo du lächelst, versteht der Körper, die Gefahr ist vorüber. Und es ist tatsächlich so,
00:24:06: dass selbst ein gekünsteltes Lächeln oder ein Fake Lachen hilft, den Vargosnerv zu aktivieren und
00:24:13: unser parasympathisches System anzusteuern und somit in die Regulation führt. Loslassen funktioniert
00:24:21: also, wenn wir bereit sind, auch Verantwortung für unseren Körper und unser eigenes Überleben zu
00:24:29: übernehmen. Und nicht mehr darauf warten zum einen, dass andere das für uns tun, sondern wir
00:24:35: durchaus in der Lage sind, selbst wirksam zu handeln. Und es ist natürlich ganz wunderbar,
00:24:41: wenn wir Menschen in unserem Umfeld haben, die uns koregulieren können und die vielleicht
00:24:46: auch unsere Bedürfnisse erfüllen können. Und das ist natürlich ein Geschenk, aber wichtig zu wissen,
00:24:53: dass wir es auch selber können. Also wir sind erwachsen und wir können das auch selber. Wir dürfen
00:24:59: die Zügel wieder selbst in die Hand nehmen. Und damit freien wir uns nämlich auch von Abhängigkeiten.
00:25:04: Und so kann das auch ziemliche Entspannung in Beziehung bringen, wenn wir nicht mehr wollen,
00:25:09: dass der Partner oder die Partnerin unsere Bedürfnisse erfüllen. Wir sind also nicht mehr kleine,
00:25:14: hilflose Babys und auch keine kleinen Kinder mehr, sondern wir sind erwachsen. Und es gibt diesen
00:25:21: wunderbaren Spruch. Wir dürfen selbst zu der Person werden, die wir in unserer Kindheit so dringend
00:25:29: gebraucht haben. Ich hoffe sehr, du konntest mit dieser Folge einiges für dich mitnehmen und fühlst
00:25:38: dich ein Stück weit inspiriert, mehr auf dein Nervensystem zu hören und vor allem das Loslassen
00:25:45: und die Regulation zu erlernen. Der Weg zur Entspannung und zum Loslassen, das ist eine
00:25:51: Reise und geht nicht von heute auf morgen. Und du darfst kleine Babyschritte tun und sei es erst
00:25:58: mal nur mit kleinen Erkenntnisschritten. Ich danke dir, dass du heute dabei warst und dir diese
00:26:03: Folge angehört hast. Und wenn sie dir gefallen hat, dann freue ich mich riesig über ein Feedback.
00:26:08: Teile gerne auch deine Gedanken. Komm mit mir gerne ins Gespräch, wenn du magst und vor allem
00:26:13: abonniere diesen Podcast. Bewerte ihn, wenn du magst und vor allem leite es gerne an Interessierte
00:26:21: weiter. Wir hören uns wieder nächste Woche. Bis dann, tschüss!
00:26:26: [Musik]
00:26:30: [Musik]