00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zurück aus einer kleinen Pause.
00:00:04: In dieser aktuellen Staffel geht es um das Thema Entwicklung und Veränderung.
00:00:10: Und in den letzten vier Folgen haben wir uns schon intensiv mit der Frage beschäftigt,
00:00:17: warum Entwicklung und Veränderung aus jogischer Sicht überhaupt notwendig ist und erstrebenswert
00:00:23: ist.
00:00:24: Und wir haben aber auch ergründet, was uns im Weg liegt, also was für Hindernisse es gibt
00:00:30: auf diesem Weg der Entwicklung.
00:00:32: Und nun im zweiten Teil werden wir uns ein bisschen mehr mit der Praxis beschäftigen,
00:00:38: also der Frage tatsächlich, wie wir Veränderung ganz konkret umsetzen können.
00:00:42: Yoga üben heißt auch, sich mit seinen Gewohnheiten auseinanderzusetzen.
00:00:48: Und genau das ist das Thema dieser aktuellen Folge Gewohnheit und Disziplin.
00:00:55: Also sei gespannt und bleibt dran.
00:00:57: In einem meiner schlauen Bücher, die ich hier über Yoga und vor allen Dingen auch der
00:01:15: Yoga Psychologie bei mir habe, gibt es den Satz "Es ist eine Gewohnheit unseres Geistes
00:01:22: und unseres Körpers Gewohnheiten zu entwickeln und wir können diese Neigung nutzen, um förderliche
00:01:30: Gewohnheiten zu bilden."
00:01:31: Das ist doch erstmal eine gute Nachricht, oder?
00:01:35: Das heißt nämlich, wir sind nicht Opfer unserer Gewohnheiten, sondern wir dürfen wieder selbst
00:01:42: wirksam werden und wir sind sehr wohl in der Lage, unliebsame Gewohnheiten und Muster
00:01:50: zu durchbrechen.
00:01:51: Es wird auch gesagt, dass Yoga durchaus ein Weg, der Dekonditionierung ist oder auch
00:01:57: der Endautomatisierung.
00:01:59: Und somit ist Yoga natürlich auch wieder ein Weg der Transformation, also der Veränderung
00:02:07: unserer Persönlichkeit oder auch der Entwicklung unserer Persönlichkeit.
00:02:12: Ja, wenn wir uns mit Gewohnheiten beschäftigen, dann beschäftigen wir uns mit Verhaltensmustern,
00:02:18: die wir haben auf verschiedenen Ebenen.
00:02:20: Und wir können das vergleichen mit so einem durchgetretenen Pfad.
00:02:24: Das stellen wir uns einen Wald vor und das so ein abgelaufener Pfad, den wir immer gehen.
00:02:30: Im Laufe der Zeit haben wir diesen Weg immer wieder eingeschlagen.
00:02:34: Vielleicht aus Bequemlichkeit, vielleicht aber auch aus Angst, diesen Weg zu verlassen,
00:02:40: Angst vor dem Unbekannten.
00:02:41: Und wir folgen diesem vertrauten Weg immer wieder.
00:02:45: Vielleicht tut er uns gar nicht gut, vielleicht führt er uns gar nicht dorthin, wo wir hinwollen.
00:02:51: Und es ist wichtig zum einen, dies erstmal zu erkennen, uns also wieder bewusst zu werden,
00:02:57: dass dieser Weg, den wir da gerade immer gehen, uns vielleicht sogar Schaden zufügt oder
00:03:03: uns in unserem Wachstum hindert und nicht ans Ziel bringt.
00:03:07: Um nun eine Veränderung herbeizuführen, braucht es ganz klar, dass verlassen dieses
00:03:13: Weges und das Begehen eines neuen Weges.
00:03:18: Und ja, dazu braucht es natürlich erstmal Mut, das Bessere zu verlassen.
00:03:23: Diesen neuen Weg, der eben noch nicht so ausgetreten ist, zu begehen.
00:03:28: Und das kann durchaus anstrengender sein.
00:03:30: Anstrengender sein, weil da vielleicht auf diesem neuen Weg ein Dickicht ist, vielleicht
00:03:36: ist es sogar dornig, da liegen Steine, es ist uneben, es ist alles noch wackelig und
00:03:41: unsicher, wenn wir diesen Weg gehen.
00:03:43: Und wir neigen natürlich dazu, ach, ich gehe doch dann lieber wieder diesen bequem Weg.
00:03:47: Doch wieder die Bewusstwerdung, wenn uns das nicht ans Ziel führt, dann braucht es etwas
00:03:53: Anstrengung und den Mut, diesen gewohnten Pfad zu verlassen und sich wieder auf was
00:03:59: Neues einzulassen oder vielleicht sogar das erste Mal auf was Neues einzulassen.
00:04:03: Und Anstrengung ist vielleicht jetzt erstmal was, was wir nicht so gern im Yoga hören
00:04:08: möchten, wenn wir uns eher entspannen wollen.
00:04:11: Und doch ist es ein ganz wichtiger Bestandteil, wenn wir uns ernsthaft auf den juggischen
00:04:16: Weg begeben wollen, wenn wir Yoga ganzheitlich in unser Leben integrieren möchten.
00:04:21: Auch fern von den Asanas und fern von der Mathe.
00:04:25: Das heißt, wenn wir gewillt sind, uns auch wirklich auf Veränderungen, oder Veränderungen
00:04:30: in unserem Leben zuzulassen, wenn wir gewillt sind, zu wachsen.
00:04:34: Man nennt diese Art der Anstrengung im Yoga durchs Feuer gehen.
00:04:40: Und der Sanskrit Begriff dazu ist Tapas.
00:04:43: Es geht jetzt nicht um Tapas, diese spanischen Köstlichkeiten, das ist auch toll, hat aber
00:04:49: nichts mit Yoga zu tun.
00:04:51: Tapas, wie gesagt, ein Wort aus dem Sanskrit, können wir auch übersetzen mit Disziplin
00:04:58: oder Bereinigung oder Alpha.
00:05:01: Am besten finde ich aber trifft es durchs Feuer gehen.
00:05:05: Und das können wir uns wirklich bildlich vorstellen.
00:05:08: Wenn wir durchs Feuer gehen würden, zum Beispiel über ein, es gibt so Feuerläufer durchs Feuer
00:05:14: laufen, ja, da wird es richtig heiß und es braucht richtig Mut.
00:05:20: Und es wird vielleicht auch ein bisschen unbequem.
00:05:23: Deswegen durchs Feuer gehen trifft in meinen Augen die Erklärung von Tapas am besten.
00:05:30: Vorangestellt, sei hier noch gesagt, dass das Üben von Tapas aus den Yogasutren kommt
00:05:37: und zu den Niyamas gehört.
00:05:39: Und Niyamas, das sind Verhaltensregeln für die innere Entwicklung.
00:05:43: Und es gibt auch noch Yamas, das sind eher so ethische Regeln, also wie wir mit unserer
00:05:49: Umwelt umgehen.
00:05:50: Und es geht da in den Yogasutren von Patanjali um den acht litrigen Fahrt und die Yamas
00:05:56: und die Niyamas sind Bestandteil dessen.
00:05:59: Und Tapas wiederum gehört auch zu den Niyamas, also Verhaltensregeln für unsere innere
00:06:07: Entwicklung.
00:06:08: Tapas bedeutet, dass wir bereit sind, uns selbst zu überwinden, unsere Komfortzone
00:06:16: mal wieder zu verlassen und unsere Grenzen zu erweitern.
00:06:20: Und bei den Grenzen geht es vielmehr immer darum, die körperlichen Grenzen zu achten,
00:06:28: aber bereit sein, die Geistigen zu überschreiten.
00:06:32: So habe ich es auch auf meiner Website stehen.
00:06:34: Es bedeutet also, dass wir uns bewusst entscheiden, Gewohnheiten zu ändern, die uns nicht gut
00:06:39: tun und stattdessen förderliche Gewohnheiten unser Leben zu etablieren.
00:06:43: Und es gibt auch hier bei den Gewohnheiten verschiedene Ebenen, also verschiedene Ebenen
00:06:51: von Gewohnheiten, wo sie auftauchen können.
00:06:53: Und die möchte ich dir einmal auflisten.
00:06:56: Also als erstes gibt es Gewohnheiten unseres Körpers, also Verhaltensmuster auf körperlicher
00:07:03: Ebene.
00:07:04: Darauf gehe ich später nochmal ein.
00:07:07: Es gibt auch Gewohnheiten der Atmung.
00:07:10: Zum Beispiel bist du eher der Typ, der durch den Mund atmet, durch die Nase atmet, hältst
00:07:15: du gern häufig die Luft an, atmest du gerne in den Bauch oder oft eher in der Brust, ist
00:07:24: deine Atmung flach oder tief, da gibt es verschiedene Gewohnheiten deiner Atmung.
00:07:30: Gewohnheiten auf der Ebene des Geistes, das sind Denkmuster.
00:07:37: Du bist vielleicht jemand, der eher in den Mangel denkt, dass Glas immer wieder halb leer
00:07:43: ist.
00:07:44: Vielleicht bist du aber auch jemand, der eher in die Fülle denkt, also jemand, für den
00:07:47: das Glas durch aus immer halb voll ist.
00:07:50: Vielleicht bist du generell ein Visionär oder bist du eher der Kritiker.
00:07:54: All das sind zum Beispiel Denkmuster, Gewohnheiten des Geistes.
00:08:00: Weiter gibt es Gewohnheiten in unserer Lebensgestaltung.
00:08:04: Das können zum Beispiel sein Ernährungsgewohnheiten, der Umgang mit Zucker, der Umgang mit Alkohol,
00:08:10: aber auch Schlafgewohnheiten oder Ablenkungsprogramme wie Fernsehen oder Social Media gehören hierhin.
00:08:16: Und dann zuletzt gibt es noch soziale Gewohnheiten.
00:08:21: Also in Beziehung, was hast du für Gewohnheiten in Beziehung, wie kommunizierst du?
00:08:29: Bist du eher distanziert und ruhig oder bist du eher so eine Plautatasche?
00:08:34: Bist du vielleicht eher ein Gefühlskommunizierst du gefühlsbetont und emotional oder eher
00:08:41: rational und sachlich?
00:08:43: Was für eine Rolle spielst du immer wieder, vielleicht auch in Gruppen?
00:08:47: All das sind soziale Gewohnheiten.
00:08:50: Also wir haben Gewohnheiten auf den Ebenen Körper, Atmung, Geist, Gewohnheit in der Lebensgestaltung
00:08:58: und soziale Gewohnheiten.
00:09:01: Wichtig ist es herauszufinden, was ist eine Gewohnheit von mir, auf welcher Ebene ist sie,
00:09:07: tut sie mir gut oder schadet sie mir?
00:09:11: Schützt sie mich vielleicht?
00:09:13: Hat sie mich mal geschützt und darf ich sie jetzt loslassen?
00:09:17: Wenn wir uns also mit Gewohnheiten beschäftigen wollen, geht es auch hier wieder erst mal
00:09:22: um Bewusstsein, um Erkenntnis.
00:09:24: Wo finde ich was in meinem Leben?
00:09:27: Als zweiten Schritt geht es dann darum Tapas zu integrieren, also durchs Feuer zu gehen.
00:09:32: Ganz bewusst sich für einige Wohnheit entscheiden, die du verändern möchtest.
00:09:36: Und Tapas zu üben geht auf zwei Arten.
00:09:40: Wir können etwas integrieren oder etwas weglassen, also die Bewusste aus Käse, etwas
00:09:46: lassen, was dir schadet oder das Bewusste tun, also etwas, was dir, was gut für dich
00:09:52: ist, die aber schwer fällt, in dein Leben zu integrieren.
00:09:55: Wichtig ist, dass sowohl das eine als auch das andere, man nennt das im Yoga, sattwisch
00:10:03: ist, also in die Reinheit führt.
00:10:06: Das Thema satt war, das ist nochmal ein anderes Geh ich bestimmt in irgendeiner Folge auch
00:10:11: nochmal drauf ein, aber jetzt hier an der Stelle, also es geht darum, dir etwas Gutes
00:10:17: zu tun, durchweglassen oder durch tun.
00:10:20: Es ist also nicht im Sinne von satt war und auch nicht im Sinne von Tapas üben jetzt
00:10:25: zu sagen, hey ich mach mir jetzt mal so eine Challenge und ich esse jetzt mal vier Wochen
00:10:29: lang eine Bratwurst.
00:10:30: Ja, das ist nicht im Sinne von Yoga und schon gar nicht sattwisch.
00:10:35: Tapas zu üben ist eine spirituelle Praxis, eine sogar recht gängige spirituelle Praxis.
00:10:44: Eine Disziplin, die natürlich ein wenig Engagement braucht oder vielleicht sogar viel und auch
00:10:51: eine große Bereitschaft zur Selbstreflektion erfordert.
00:10:56: Und es ist auch wichtig zu verstehen, dass Tapas nicht bedeutet, sich selbst in irgendeiner
00:11:02: Form zu bestrafen oder zu quälen.
00:11:05: Es geht also viel mehr darum, ganz bewusst mit Entschlossenheit und natürlich auch Ausdauer
00:11:11: an der eigenen Entwicklung zu arbeiten.
00:11:14: Selbst wirksam zu sein und auch Verantwortung für dein eigenes Leben und Verhalten zu übernehmen.
00:11:24: Wir können mit dem Üben von Tapas ungesunde Gewohnheiten, wie zum Beispiel auch schlechte
00:11:32: Ernährung oder mangelnde Bewegung oder übermäßigen Stress oder ja, wir können uns auch befreien
00:11:38: von negativen Denkmustern.
00:11:41: Und in meiner aktuellen Yoga-Stunde, die ihr immer begleitend habt, ist zu diesem Podcast,
00:11:48: ging es dann diese Woche um Gewohnheiten.
00:11:51: auf der körperlichen Ebene, nämlich die Gewohnheit, ein Haltungsmuster, die Gewohnheit,
00:11:57: dass wir immer wieder so zusammensacken, anstatt uns aufzurichten. Und sicherlich kennst du das.
00:12:04: Ich habe das bei meinen Teilnehmern abgefragt, das hat sich wirklich jeder gemeldet, wenn ich das
00:12:10: richtig gesehen habe. Also es hat sich keiner gemeldet, der diese Gewohnheit unseres Körpers so
00:12:17: einzusacken, sich nach vorne zu beugen, sich so ein bisschen krumm zu machen, nicht kennt. Wenn wir
00:12:23: also bemerken, dass es eine Gewohnheit unseres Körpers ist, häufig zusammensacken, krumm zu
00:12:30: setzen, dass es uns sehr schwer fällt, uns aufzurichten und für einige Minuten mühelos und
00:12:36: aufrecht und stabil zu setzen, dann kann es eine ganz wunderbare Tapasübung sein, die Aufrichtung
00:12:44: zu üben und in unser Leben zu integrieren. Und das erfolgt dann, obwohl diese Gewohnheit wie auf
00:12:51: körperlicher Ebene wiederfinden, erfolgt aber das Üben damit auf vielerlei Ebenen. Natürlich
00:12:58: erstmal auch durch die Stärkung bestimmter Muskelgruppen. Es braucht eine bestimmte Rumpfstabilität,
00:13:06: um unseren Rücken, unseren Rumpf aufzurichten, um aufgerichtet zu stehen, zu gehen, zu sitzen.
00:13:13: Und das ist dafür notwendig. Dafür könnten wir aber einen Kisertraining machen, Pilates machen
00:13:20: oder irgendeine andere Art von Sport um unsere Muskeln, um Rumpf zu stärken. Wenn wir aber Yoga
00:13:26: üben möchten, dann beziehen wir noch weitere Ebenen mit ein. Es gibt im Yoga, oder nicht nur
00:13:32: Yoga, sondern generell es gibt diese Body-Mind-Connection, also die Verbindung zwischen Körper und Geist.
00:13:38: Der Körper spiegelt uns unsere emotionalen Muster wieder. Durch die bewusste Arbeit am Körper
00:13:47: können wir somit auch mental und emotional Veränderungen herbeiführen. Es lohnt sich wirklich
00:13:53: auch so körperliche Haltungsmuster mal wirklich anzuschauen auf diesen Ebenen. Wenn es also um
00:14:00: die Aufrichtung geht, wie jetzt in diesem Beispiel, dann können wir uns einerseits die Fragen stellen
00:14:05: erstmal, wie atmet es sich hier, wenn der Rücken rund ist und wie atmet es sich, wenn der Rücken
00:14:11: aufgerechnet ist. Wie fühlt sich leicht an in der Einposition, was fühlt sich schwer an? Wie fühlt
00:14:20: es sich an, sich nach vorn zu beugen emotional und wie fühlt es sich an, wenn du dich zurücklehnt,
00:14:29: wenn du deinen Wustraum weitest, vielleicht sogar dazu noch die Arme ausbreitest, also dich ganz
00:14:35: bewusst zeigst. Und dann gibt es weitere Fragen, die du dir stellen kannst. Wo darfst du dich im
00:14:43: Alltag mehr aufrichten? Wie aufgerichtet gehst du durchs Leben? Vielleicht ist es eine Gewohnheit,
00:14:50: von dir dich krumm zu machen. Unsere Worte geben so viel Bewusstsein darein, was oft hinter den
00:14:59: Themen liegt. Vielleicht machst du dich auch krumm für andere. Vielleicht fühlt es sich aber auch
00:15:06: richtig gut an, die Schultern nach vorne zu ziehen, dein Herz zu schützen und es fühlt sich vielleicht
00:15:12: total befremdlich an dich aufzurichten, die Arme auszustrecken, dein Herz zu zeigen in all seiner
00:15:18: Verletzlichkeit. Und es geht jetzt hier nicht unbedingt darum, dass das eine richtig ist und
00:15:22: das andere falsch und wir ständig mit weitem Herzen und ausgebreiteten Armen durch die Gegend
00:15:28: laufen. Viel mehr geht es darum, erst mal wieder zu erkennen, dass du diese Gewohnheit hast, dass
00:15:34: das eine Gewohnheit deines Körpers ist, einzusacken und sich rund zu machen, krumm zu machen, dass
00:15:40: du dann erkennst, wenn du dann tapass übst, ja dich vielleicht jeden Tag darin übst, dich aufzurichten,
00:15:47: welches Bedürfnis steckt eigentlich hinter dieser Gewohnheit. Es ist absolut hilfreich,
00:15:53: herauszufinden, mit welchem Bedürfnis die Gewohnheit verknüpft ist. Ist es also ein Bedürfnis,
00:16:01: deines Körpers einzusacken, dann finde heraus, welches Bedürfnis dahinter steht. Ja,
00:16:09: denn wenn wir die Kraft verlieren, uns aufzurichten, dann geht es vielleicht auch darum, dass da ein
00:16:15: Bedürfnis nach Rückzug hintersteht, sich ein bisschen einzuigeln, vielleicht ist es das Bedürfnis
00:16:21: nach Ruhe oder Entspannung, Rückzug oder das Bedürfnis deines Herzens, sich zu schützen in
00:16:27: seiner Verletzlichkeit, so in der Art in dem sicheren Zuhause bleiben, was dich selbst betrifft.
00:16:34: Und dann geht es darum zu erkennen, wie kannst du dieses Bedürfnis dir erfüllen, was es auch immer
00:16:41: ist, ob es nun der Rückzug ist, das einigeln, das ganz mit sich sein oder ob es Schutz ist. Wie
00:16:48: kannst du das für dich erfüllen, ohne dass es jetzt dir bzw. auch deinem Körper deine Haltung
00:16:55: schadet? Und das alles kannst du herausfinden mit dem Üben von Tappas. Es sind manchmal ganz einfache
00:17:02: Gewohnheiten und Bedürfnisse, die dahinter stehen. Ja, und dass mit einer Gewohnheit eine Bedürfnis,
00:17:10: Befriedigung erfüllt wird, das möchte ich dir jetzt noch einmal abschließend an einem eigenen
00:17:16: Beispiel erläutern. Und ich wähle jetzt hier ein Beispiel, was ich vielleicht erst mal überraschen
00:17:22: mag. Es sei aber dazu gesagt, damals, als ich das erlebte, was ich dir gleich schildere,
00:17:29: das Thema Gewohnheiten und welches Bedürfnis dahinter steckt, da hatte ich zwar schon Yoga
00:17:35: praktiziert, aber natürlich noch lange nicht in dieser Form mit der Yoga Philosophie. Ich hatte
00:17:40: keine Ahnung, was Tappas bedeutet und habe mich auch wenig mit Gewohnheiten auseinander gesetzt.
00:17:45: Das, was ich aber beschreibe, hat mir also erst viel, viel später Aufschluss darüber gegeben,
00:17:51: dass das tatsächlich Tappas war, wenn auch auf einer ganz unbewussten Ebene, aber einhergehend mit
00:17:57: der Erkenntnis, wie ein Bedürfnis mit einer Gewohnheit zusammenhängt. Also, ich autum mich jetzt,
00:18:04: ich habe früher tatsächlich geraucht und zwar bis zu einer Packung Zigaretten am Tag. Das ist
00:18:11: wirklich viele, viele, viele Jahre her. Ich bin sehr froh, dass ich das nicht mehr tue. Ich rauchte
00:18:18: damals sehr häufig auch im Büro, da war das alles noch möglich und ich rauchte auch sehr viel auf
00:18:24: der Fahrt nach Hause im Auto. Ich hatte eine sehr lange Autofahrt. Eines Tages bekam ich eine Erkältung
00:18:30: und die wurde ich einfach nicht mehr los. Es klang, also auch nach Wochen, immer noch nicht ab. Und
00:18:35: ich bekam wirklich einen sehr schrecklichen Husten über Wochen und zusätzlich hatte ich Atemschwierigkeiten
00:18:43: und somit besuchte ich einen Lungenarzt und dieser Lungenarzt, den ich heute noch sehr, sehr dankbar
00:18:50: bin, der hat mir wirklich ganz fürchterlich die Leviten gelesen. Er hatte Röntgenaufnahmen von
00:18:56: meiner Lunge gemacht. Auf den Röntgenaufnahmen konnte er bereits sehen, dass ich rauchte und
00:19:01: zeigte mir ziemlich deutlich die Folgen des Rauchens auf. Nun ist das jetzt keine Besonderheit,
00:19:06: wir wissen alle, was Rauchen anrichtet und trotzdem tun es viele. Aber da ist irgendwas passiert,
00:19:12: weil dieser Arzt, der hat mich wirklich ausgeschimpft. Ich war ja dann, wie gesagt, auch noch ein
00:19:17: bisschen jünger und es war wirklich, also da war es für mich eine Respektperson, wirklich mich jetzt
00:19:24: hier ausschimpfte, schimpfte mit mir und als ich ihm dann noch erzählte, dass mein Vater an Krebs
00:19:30: gestorben sei vor vielen Jahren, dann ging das erst richtig los. Ich war unverantwortlich,
00:19:36: wie ich als junges Mädchen mit meiner Gesundheit zu umgehen kann. Ja, also ich war beschämt,
00:19:42: ich war wirklich beschämt. Mir war das so unangenehm, dass ich wirklich seit diesem Tag
00:19:49: nicht mehr geraucht habe. Ich bin also diesem Arzt sehr, sehr dankbar, dass er diese deutlichen
00:19:54: Worte gefunden hat und mich zur Besinnung gerufen hat. Ja, was passierte? Ich nahm in den folgenden
00:20:01: Wochen 8 Kilo Zoo, denn nun aß ich Kekse. Immer wenn ich eine Zigarette wollte, aß ich einen ganz
00:20:08: leckeren, ganz fürchterlichen Butterkeks, diesen industriellen Zucker, dann auch noch mit Butter.
00:20:14: Butterkekse kennst du vielleicht. Super lecker, aber nicht gerade förderlich, sie täglich zu essen.
00:20:20: Ich konnte also gar nicht so schnell schauen, so schnell gucken, wie ich zunahm. Und das war
00:20:26: auch klar, dass das so nicht weitergehen konnte und ich fühlte mich natürlich auch überhaupt nicht
00:20:29: gut damit, weil ja scheinbar mein Bedürfnis überhaupt nicht gestillt wurde. Also mir ging es ja
00:20:36: nicht besser und so unterhielt ich mich mit einigen Menschen zu diesem Thema und dann bekam ich von
00:20:42: einer Person mal einen ziemlich guten Tipp. Und diese Person riecht mir doch einfach trocken zu
00:20:47: rauchen. Wenn ich das Bedürfnis nach einer Zigarette spürte, sollte ich einfach so tun, als hätte ich
00:20:52: eine Zigarette in der Hand, einen tiefen Zug nehmen, inhalten, auspusten, kurz warten, wiederziehen,
00:20:58: warten, auspusten. Und ich habe das dann gemacht und das war wirklich wie ein Wunder. Ich fühlte
00:21:06: mich großartig und ich habe mich dann immer öfter gefragt, warum ich eigentlich geraucht habe,
00:21:12: weil das hier viel besser ist als rauchen. Das schadet mir nicht und es scheint mein Bedürfnis zu
00:21:16: stellen. Ich stellte also weiter fest, dass ich vor allem trocken rauchte, wenn ich abends nach
00:21:23: Hause kam oder Stress im Büro hatte. Es hat noch eine ganze Weile gedauert, bis ich dahinter kam,
00:21:28: dass das Rauchen bei mir mit Atmen verknüpft war. Also das tiefe Einatmen, kurz innehalten und dann
00:21:36: das lustvolle, langsame Ausatmen verschaffte mir Ruhe und zur Friedenheit. Und so verknüpfte ich dann
00:21:45: den Stress, den ich hatte, konnte ich lindern, indem ich bewusste Atempausen machte. Und mir wurde
00:21:51: halt dort auch klar, warum die Kekse das Bedürfnis nicht befriedigten. Also der ganze Prozess,
00:21:58: kann ich dir sagen, hat ungefähr drei Monate gedauert und ich hatte aber tatsächlich seitdem
00:22:03: nie mehr Lust auf eine Zigarette, aber immer wieder bis heute ein ganz großes Bedürfnis durchzuatmen.
00:22:11: Ja, ich hoffe, dass diese kleine Geschichte aus meinem Leben dich ein wenig motiviert, dich mal mit
00:22:18: deinen Gewohnheiten zu beschäftigen und zu erkennen, welche Bedürfnisse wirklich hinter
00:22:24: unserer Gewohnheit liegen. Denn wenn wir erkennen, was der eigentliche Grund ist für diese unliebsame
00:22:30: Gewohnheit, also das Bedürfnis dahinter erkennen und eine Lösung finden, wie wir dieses Bedürfnis
00:22:36: vielleicht sinnvoller in unser Leben integrieren können, ohne dass es unserem Körper schadet,
00:22:42: dann ist es wirklich gar nicht mehr so schwer, diese Gewohnheit zu verändern. Ich habe dir dazu
00:22:49: wieder mal ein Geschenk gemacht. Ihr macht so gern Geschenke. Ich habe dir ein kleines PDF zusammengestellt.
00:22:56: Zu klein ist es gar nicht mit einer Anleitung zum Üben von TAPAS. Mit Beispielen, wie wir es üben
00:23:01: können, wie wir herausfinden, was wir verändern wollen, mit einem Tagesprotokoll, einem Beispiel
00:23:07: eines Tagesprotokolls. Also einfach eine Anleitung, vielleicht mal für vier Wochen TAPAS zu üben.
00:23:14: Den Link zu diesem PDF findest du hier in den Show Notes. Wenn dir diese Folge gefallen hat,
00:23:20: dann hinterlasst gerne ein paar Bisternchen hier. Empfehlen mich weiter und dann hören
00:23:26: wir uns hoffentlich wieder nächste Woche. Bis dann!
00:23:29: [Musik]